Faurest, Kristin: Zehn Budapester Plätze - Unser Budapest (Budapest, 2010)

begehrtere Nachbarschaft ist. Wir finden hier keine solchen Mängel, die eine Gegend dazu verdammen, für immer unbeliebt zu sein — so wie luftverpestende Fabriken, eine Autobahn-Überführung oder eine verfallene Wohnsiedlung. Es gibt bewundernswerte 19. und 20. Jahrhundert-Gebäude, manche von ihnen mit herr­lichen inneren Höfen und Gärten. Es gibt Spazierwege mit hohen Bäumen — leider nicht genug, und auch das Parken ist recht anarchisch — und es gibt Straßen mit menschlichen Proportionen, manche davon teilweise oder ganz Fußgängerzonen. Sozusagen als Anker des Platzes dient das Handschuhfabrik Gemeinschafts­haus (Kesztyűgyár Közösségi Ház) — natürlich nach seiner industriellen Ver­gangenheit benannt — das vor Kurzem in einer Art Huldigung an Piet Mondrian sehr schön und künstlerisch renoviert wurde und das nun als kreatives Zentrum, vor allem für Kinder dient. Die Programme der Fabrik sollen die Gemeinschaft aufbauen, die Identität der Nachbarschaft stärken und das Magdalenen-Viertel zu einem integrierten Teil des kulturellen Lebens machen. Es ist eine Ehre, die der Platz schon lange verdient hat, da er schon immer eine wichtige Rolle im Kunstleben der Stadt gespielt hat. Teleki László tér Dem Brauch der Zeit gemäß nannte man bestimmte Orte — bis sie einen entspre­chenden Namen erhielten - nur einfach „Tér" (Platz). Wieder dieses doppelsin­nige Wort. So war das auch mit dem Teleki in seinen frühsten Jahren. Und trotz verschiedener munizipaler Pläne im Laufe der Jahre zur Umformung des Raumes — eingeschlossen gegenwärtiger, die möglicherweise bald verwirklicht werden sollen — bleibt er ein locker definierter, unordentlicher Keil dieses Teils der inneren Bezirke der Stadt, bekannt als Josephstadt. Der VIII. Bezirk selbst begann sich in den 1720er Jahren zu formen, Teleki ist jedoch ein Produkt des 19. Jahrhunderts. Teleki ist es wert besucht zu werden, nicht seiner gegenwärtigen Schönheit wegen — von der recht wenig existiert — sondern des Prismas seiner farbigen und brutalen Geschichte wegen. Wie jeder andere hier beschriebene Platz, hat auch Teleki seine eigene Schönheit beson­derer Art, sie ist jedoch schwerer definierbar als diejenige, sagen wir, des Szent István park oder des Károlyi-kert. Im Gegensatz zum nahe gelegenen Mátyás tér erfuhr er keine hochqualifizierte Revitalisierung. Und im Gegensatz zu anderen 43

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