Faurest, Kristin: Zehn Budapester Plätze - Unser Budapest (Budapest, 2010)

fügte auch über eine Ballettgruppe, unter der Leitung von Miksa Storch. Am 30. Oktober 1872 wurde das Theater, mit einem Prolog von Mór Jókai getauft. Miklósy wollte einen richtigen Konkurrenten des Nationaltheaters schaffen, musste jedoch bald zugeben, das er mit einer solchen nationalen Institution nicht wirklich konkurrieren konnte. So begann er Operetten aufzuführen, mit großem Erfolg. Leider brach am 2. Januar 1874 ein Feuer im Gebäude aus und das war das Ende des Theaters. 1897 wurde die Markthalle Nr. 111 eröffnet — eine der fünf Hallen, die zu jener Zeit unter der Planung des städtischen Ingenieurbüros errichtet wurden. Sie soll­te die früheren, recht unorganisierten, unkontrollierten und unhygienischen Märkte ersetzen. Es wurde ein dazugehörendes Mietshaus gebaut - dessen Einkünfte es ermög­lichten, die Hallenplätze billiger an die Händler zu vermieten. Ursprünglich gab es mehr als 300 Verkäufer und es gab einen besonderen koscheren Laden. Das Erdgeschoß des Wohnhauses beherbergte ein Restaurant, ein Café, ein Büro. Hier befanden sich das Fleischinspektionsbüro, Polizeiräume und ein Notfallraum. Die Halle wurde auf einem t-förmigen Baugrund zwischen Akácfa utca und Klauzál tér errichtet, direkt gegenüber vom einstigen Theater, ist also gleichzeitig eine far­bige Passage und ein Handelszentrum. Am Eingangstor in der Akácfa utca befin­den sich eine Uhr und ein Wappenschild mit einem in Stein gemeißelten Löwen, welches den Betrachter informiert, dass die Halle von der Stadt Budapest gebaut wurde. Links vom Eingang befand sich bis in die 1980er Jahre ein koscherer Fleischerladen der Neologen Jüdischen Kultusgemeinde Budapests. Die Markt­halle wurde 1987 renoviert, wobei der Raum komplett reorganisiert wurde. Die Halle wird nun durch einen Supermarkt beherrscht, obwohl es auch noch einige individuelle Verkäufer gibt. Am Samstag gibt es auch einen Markt im Freien, am Parkplatz vor Nr. 11. Die Häuser am und um den Klauzál tér herum waren Zeugen vieler schreckli­cher Ereignisse. In den 1980er Jahren lebten noch Viele in diesen herunterge­kommenen Gebäuden, mit schrecklichen Erinnerungen an den Krieg, das Getto, die Evakuierungen durch die Obrigkeiten, an die Rückkehr und die Befehle, die Ruinen aufzuräumen. Viele haben schwere Jahre durchlebt. Ein Bewohner des Hauses Kazinczy utca 7 erinnert sich folgendermaßen an das Getto: „Auf die Straße durften wir natürlich nur innerhalb des Gettos gehen, zwischen 10 und 34

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