Faurest, Kristin: Zehn Budapester Plätze - Unser Budapest (Budapest, 2010)
■ Sin stiller Augenblick am Klauzál tér lässt uns leicht vergessen, daóó dies eine der dichtbesiedeltsten Gegenden der Stadt ist 17 Uhr. Am Klauzál tér war der Friedhof. Es gab keine Särge, wir zersägten Schränke, darin begruben wir. Hier habe ich auch meinen Großvater begraben." Am io. Januar 1945, nur Tage vor der sowjetischen Befreiung, wurden in der benachbarten Wesselényi utca, einige Schritte vom Polizeiluftschutzkeller entfernt, 45 Juden umgebracht. Ihre Körper wurden in den Garten der Synagoge in der Kazinczy utca gebracht und auf den Klauzál tér, da niemand eine andere Lösung finden konnte. Das Mietshaus Nr. 10 besteht fast gänzlich nur aus Einzimmer-Wohnungen, bis in die frühen 1980er Jahre ohne eigenem Badezimmer und mit gemeinsamer Toilette am Gang. Als der Platz in den igSoern untersucht wurde, bemerkten die Soziologen, das viele der heruntergekommenen Gebäude ihre Würde behalten hatten, mit farbigen Blumentöpfen und anderen Versuchen der Verschönerung. Sie notierten besonders über Nr. 17: „Es ist etwas Rührendes im verkrampften Lokalpatriotismus der Bewohner der Pester Mietshäuser, wie sie Schönheit und Bewohnbarkeit dorthin zu zaubern versuchen, wo es sie nicht mehr gibt." Im Haus Nr. 9 gibt es eine lokale, eigentlich eine Stadt-Institution: die Kádár Garküche. Diese gibt es seit mehr als 50 Jahren und sie ist noch immer sehr beliebt, mit ihrem originalen Scholett-Rezept. Der ursprüngliche Besitzer hatte sein Restaurant durch Verstaatlichung verloren und diesen Raum als Entschädigung 35