Holló Szilvia Andrea: Budapester Stadtwerke - Unser Budapest (Budapest, 2010)

sich spät abends auf den Weg machte. Der Pester Stadtrat verordnete um eine Zeit auch ein Ausgangsverbot nach neun Uhr abends. Das Stadtleben konnte jedoch nicht der öffentlichen Sicherheit wegen hinter die Haustore gedrängt werden, man brauchte eine menschlichere Lösung. Auf Verordnung von Maria Theresia begann man nun offiziell die öffentliche Beleuchtung einzuführen, jedoch erst nach fünf Jahren (und dem Umzug der Tyrnauer Universität nach Buda) wurden am 9. Novem­ber 1777 in Buda die ersten Straßenlaternen angezündet — flimmernde, in Blech­häuschen eingeschlossene Öllämpchen. Obwohl das Geld sowohl für Wasserleitun­gen, Straßenbepflasterung und Beleuchtung vorhanden war, entschloss sich der Stadtrat trotzdem, in dem auf Hügeln gebauten Buda vor allem die Wasserleitungen auszubauen — auf Kosten der öffentlichen Beleuchtung. Deshalb wurden im Ganzen bloß 17 Straßenlaternen aufgestellt. Pest rührte sich auch dann noch nicht. Als die Universität nun an das andere Donauufer zog, sah der Stadtrat die Zeit auch hier gekommen, wenigsten in 40 Meter Abstand voneinander Straßenlaternen aufzustellen. Die Kosten wurden aus dem Geld beglichen, das von der Parzellierung der neu entstandenen Leopoldstadt auf dem Gebiet hinter dem Weizner Tor einkam, die spätere Beleuchtung sollte von einer speziell dafür eingenommenen Steuer beglichen werden. Die Laternen mit Glasfen­stern erzeugte die Klempnerzunft. Am 1. Januar 1790 wurden die Laternen angezün­det, ihre Verwendung war jedoch recht begrenzt (bei Vollmond z. B. gar nicht und nur zu Fastnacht die ganze Nacht hindurch). Anfangs befestigte man die Lampen an den Häuserwänden, später wurden sie dann — um ein größeres Gebiet zu beleuch­ten — an Holzpfählen angebracht. Der Verschönerungsausschuss verordnete nach seiner Gründung, dass die Laternen - außer bei Vollmond - die ganze Nacht hin­durch brennen sollten. Nach zwei Jahrzehnten reihten sich dann schon 1500 Later­nen entlang der wichtigeren Straßen. Ihren Betrieb finanzierte der Magistrat aus einer Extrasteuer, die in den Preis des Weines eingebaut wurde. Die Entwicklung der öffentlichen Beleuchtung wurde, trotz ihrer unbestreitbaren Vorteile, von man­chen in Frage gestellt, indem sie sagten: „Cin amtändiger Memch iit abendi nach 9 Uhr zu Haus". Und dies, obwohl damals die einfache Öllampe nun schon einen ernsten Rivalen hatte: die Leuchtgaslampe. Vom 17. Jahrhundert an erzeugte man Gas durch trockene Destillierung von Kohle, die frühen Erfinder riskierten dabei oft ihr Leben. Ein halbes Jahrhundert später wurde über immer mehr Erfolge berichtet: In der Stadt Löwen hatte Jan Peter Min­kelaers 1784 einen Vorstellungssaal beleuchtet, ein Jahr später beleuchtete der 8

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