Holló Szilvia Andrea: Budapester Stadtwerke - Unser Budapest (Budapest, 2010)
Diese wurden zuerst in grau, dann grün gestrichenen Häuschen mittels Öl geruchlos gemacht; im Pester Slang nannte man sie „Láizló-Patent” (auf Grund der darin aufgehängten kleinen Emailletäfelchen, auf denen Folgendes zu lesen war: László- Patent. Hunnia Öl Pissoir, geruchlos auch ohne Wasserspülung). Zur Zeit der Stadtvereinigung wurden noo Häuser mit Wasser versorgt, darin gab es 3010 Wasserklosetts und 290 Badezimmer, doch leider war anfangs auch dieses Wasser nicht sauber, und konnte nicht bis in die oberen Stockwerke gepumpt werden. Lindley hatte schon von Anfang an betont, dass das provisorische Pester Wasserwerk nicht von langer Lebensdauer sein werde, die Wasserversorgung der Stadt nicht auf Tiefbrunnen basieren könne; der sichtbare Verfall der Wasserqualität sowie die stockende Wasserversorgung verursachten immer mehr Unannehmlichkeiten. (Die satirische Zeitschrift Borsszem Jankó schrieb 1872 über die englische Fachautorität: „Ali Chriitui in Golgatha Qualen litt, sagte er Folgendes: Nehmet diesen bitteren Becher von mir!' Damals wusste man natürlich nicht, dass sich in diesem Becher Lindley behänd.") Man beauftragte englische und österreichische Fachleute mit der Untersuchung der prekären Situation, sie fanden jedoch im Zusammenhang mit dem Bau des Wasserwerks und des Leitungsnetzes nichts Regelwidriges. Ihrer Meinung nach hatte das Wasserwerk eine solch kleine Kapazität, dass es nur die Innenstadt mit gefiltertem Wasser versorgen könnte. Deshalb ver- ordneten die Behörden, dass Betriebe ausschließlich ungefiltertes Donauwasser benützen dürfen und man nahm auch keine neuen Verbraucherbestellungen mehr an. Die städtische Chemiebehörde stellte nun fest, dass das Donauwasser, der großen Verschmutzung wegen, den Großteil des Jahres zum Trinken sowie für Haushaltszwecke völlig ungeeignet sei. Die Epidemiegefahr, die vom Trinken des ungefilterten Wassers drohte, zwang die Hauptstadt dringend eine Lösung zu finden. Der Magistrat der Stadt Pest kaufte zu diesem Zweck 1872 die Újpester Hafeninsel, um hier ein Wasserwerk mit einer Kapazität von 125 000 Kubikmetern täglich zu bauen — die Verwirklichung wartete jedoch auf die vereinte Hauptstadt. Das Budapester Wasserleitungsbüro etablierte man im Oktober 1873, der erste Direktor war János Wein (1829—1908). Der talentierte Grubeningenieur hatte in Wien und Schemnitz studiert, war 1866 nach Buda gezogen und wurde bald Mitarbeiter von Lindley. Er verließ sich auf die guten geologischen Gegebenheiten Budapests und bevorzugte von Anfang an - im Gegensatz zu seinem Vorgesetzten - eine natürliche Filtrierung des Flusswassers durch die Kieselschicht entlang der Donau. Diese Vorstellung wurde von vielen angefochten, u. a. auch vom Hauptstädtischen 56