Holló Szilvia Andrea: Budapester Stadtwerke - Unser Budapest (Budapest, 2010)
die mit geldlichen Schwierigkeiten ringende Stadt am Grundstück der Schiffsbehörde nur ein provisorisches Wasserwerk mit natürlicher Filtrierung bauen, mit einer täglichen Leistung von 9100 Kubikmetern. Das später zu bauende Wasserwerk gedachte man der besseren Wasserqualität wegen, an den Stadtrand zu planen: an den Ort der Ziegelei gegenüber der Margareteninsel oder in die Gegend des Újpester Hafens. Der als Pionier der technischen Hygiene bekannte Lindley kam im Januar 1868 nach Pest, um das Wasserwerk (wenigstens teilweise) noch im selben Jahr in Betrieb zu setzten. Der Bau der Pump- und Fieltrierungsanlage am Donauufer begann am 15. April, die Brunnen wurden nach Plänen von Antal Bürgermeister gegraben. Die Filtrierungsgrube wurde etwa drei Meter tief in die Kieselschicht versenkt, im Maschinen- und Kesselhaus arbeiteten zwei Dampfmaschinen, das Wasser beförderte eine Pumpe in die angeschlossenen Leitungen. Ein auf zwei verschiedenen Spurlinien führendes Hauptrohr beförderte das aus der Donau gewonnene Wasser nach Kőbánya, wo man die Wasserspeicherbecken im März 1868 unter Leitung italienischer Maurer zu bauen begann. Das Gewölbe der auf Pfeilern ruhenden, mehr als acht Meter hohen Ziegelhalle der Zisternen bedeckten eine Betonschicht von einem halben Meter und ein Meter Erde, die Lagerungskapazität betrug 10 800 Kubikmeter. Der Boden des doppelten Beckens lag 33,88 Meter, die Öffnung des Freifluters um 41,88 Meter höher als das Donaubecken, so wurde der ständige, gleichmäßige Druck des Wassers gesichert. Bis zur Fertigstellung der Becken versahen die in den Turm des alten Pester Rathauses hinaufgezogenen Leitungen deren Aufgabe. Der Bau des Wasserwerks verlief planmäßig, im Dezember 1868 lieferte man in 127 Straßen und Plätze gefiltertes Brunnenwasser und ungefiltertes Donauwasser. Mit der Inbetriebsetzung weiterer Pumpen und dem Bohren neuer Brunnen wurde bis 1870 der Bau des provisorischen Wasserwerks abgeschlossen, wodurch ein Fünftel der Bevölkerung Pests Leitungswasser erhielt. Die Rohre englischer Erzeugung vernetzten die Innenstadt, die Leopoldstadt bis zur Hold utca, die Theresienstadt bis zur Nagymező utca sowie einzelne Teile der Joseph- und der Franzstadt. Die Hausbesitzer mussten schriftlich um Wasserversorgung ansuchen. Im Besitz der Bewilligung konnten sie nach Belieben Wasser beziehen, jedoch nur für die angegebnen Zwecke benützen. Die Dienstleistung konnte nur vierteljährlich gekündigt werden, zu den Zahlungsterminen. Befand sich ein Geschäft oder eine Werkstatt im Haus (z. B. ein Gasthaus oder eine Seifensiederei), war man verpflichtet, dorthin eine separate Wasseruhr zu montieren. Im ersten halben Jahr erhielten in 734 Häusern 37 504 Personen Wasser und acht öffentliche Pissoirs wurden in Betrieb gesetzt. 55