Holló Szilvia Andrea: Budapester Stadtwerke - Unser Budapest (Budapest, 2010)

Die ersten Kabel wurden je einen Meter unter dem Straßenniveau und einen Meter von der Gebäudemauer entfernt gelegt. Anfangs kamen die Kabel der Liefe­rer in dieselbe Spurlinie: diejenigen der BAE AG unten, die der UE AG oben, später verteilte man sie dann auf beide Straßenseiten. Die Bewohner Budapests freunde­ten sich nur langsam mit der Elektrizität an, anfangs verursachte das Unwissen zahlreiche Unannehmlichkeiten: Am József (nádor) tér z. B. begoss man den Trans­formator mit Wasser, was zu einem sofortigen Stromausfall führte. Im Werktage­buch der Lieferer wurde das folgendermaßen vermerkt: „Bemerkung: Kontakt mit der Feuerwehr, Tramhormatoren doll man nicht begießen." Die Generalversammlung beschloss nun — da sie auch das Leuchtgas sofort aus­probiert, und damit ihrer eigenen Popularität genützt hatte - im Sitzungssaal und den Nebenräumen des neuen Rathauses die elektrische Beleuchtung einzuführen. Die finanziellen Verhältnisse erlaubten es jedoch nicht, für eine „Luxusbeleuchtung” mit neuen Einrichtungen Geld auszugeben, bis die dem Vertrag mit der Leuchtgas­gesellschaft nach kostenlos gelieferte Leuchtgasmenge nicht aufgebraucht wurde. Die Generalversammlung nahm auch die Frage der öffentlichen elektrischen Beleuch­tung von der Tagesordnung, und die auf die Korsoallee geplante elektrische Beleuch­tung wurde nicht eingeführt. Die weniger wohlhabenden Privatverbraucher klagten über die Uhren, die den Verbrauch (zu Gunsten der Elektrizitätsgesellschaften) fälschlich anzeigten. Die bei­den Elektrizitätsfirmen bemühten sich, Klienten durch guten Eindruck zu gewinnen, setzten jede Marketingmethode ein und boten erstklassige Dienstleistung. Die von Privatverbrauchern gezahlten Gebühren wurden heruntergesetzt, wer Lampen mit besonderer Fassung verwendete, bekam bis zu 25% Ermäßigung. Es brach ein wahrer Reklamekrieg aus, in welchem die Ganz Werke ihr Ungartum betonten, die BAE AG hingegen die Verbraucher baten, eher in Betracht zu ziehen, dass das Gleichstrom­system ausgewogener sei, die Akkumulatoren die Reserve sicherten. Einen richtigen Durchbruch bedeutete die Versorgung der öffentlichen Gebäude und größeren Privatimmobilien, die teilten sich die beiden Firmen brüderlich. Die BAE AG beleuchtete die Oper, das Parlament, die Gebäude der Technischen Univer­sität, die Kliniken, die Medizinische Fakultät, mehrere Museen (Kunstgewerbemuseum, Nationalmuseum, Museum der Bildenden Künste), die Kunsthalle, die Ludovika, das Nationalkasino, die Hauptpost, das Hotel Royal, die Eiskunstlaufhalle, den Budaer Palast Erzherzog Josephs, die Klotild-Paläste, die Druckerei Athenaeum. Der Kon­kurrent, die UE AG lieferte den Strom in den königlichen Palast, die Österreichisch­36

Next

/
Thumbnails
Contents