Prakfalvi Endre: Römisch-katholische Pfarrkirchen in Budapest - Unser Budapest (Budapest, 2003)
Führer des Dózsa-Bauernaufstandes von 1514. Vorher hatte er seit der Jahrhundertwende nach dem Fürstprimas János Scitovszky geheißen, der die 1858 erbaute neue Graner (Esztergomer) Basilika geweiht hatte.) Gegenüber der zweitürmigen Fassade der Kirche mit Rosenfenstern steht die Statue des Grafen Nándor Zichy, Politiker des 19. Jahrhunderts. Das nach der Wende wieder aufgestellte Denkmal des Führers der katholischen Gruppe des Magnatenhauses und Gründers der Volkspartei ist ein Werk Antal Orbans (1930). Der Architekt der Kirche - ihren Maßen nach eigentlich eine Kapelle - war József Kauser (1848-1919), einstiger Student der Pariser École des Beaux Arts, der Schule der Nachfolger von Viollet-le-Duc. 1898 erinnerte er sich in der Zeitschrift építő Ipar (Baugewerbe) folgendermaßen: „Die zum alten Adel Ungarns gehörende, patriotische und sehr gebildete herrschaftliche Dame [Teréz Győryl beauftragte mich 1889 damit, an der Ecke Mária und József utca auf dem übrigens für ein Mietshaus bestimmten Grundstück eine Kirche für 500-600 Gläubige und ein klosterartiges Wohnhaus für 6-7 Ordensgeistliche zu entwerfen. Der Stil der Kirche sollte sich den einfachen, ruhigen, ungezwungenen, d.h. urwüchsigeren Formen der Kloster-Kirchen anpassen, die Konstruktionsansprüche der neueren Epochen jedoch vor Augen halten" und „einheimische Materialien sollten verwendet werden.” Die basilikale, dreischiffige Kirche ohne Querhaus wurde 1891 eingesegnet, die Weihung erfolgte am 27. April 1909 durch den Bischof Medárd Kohl. Die Herz- Jesu-Skulptur am Hauptaltar des mit fünf Seiten eines Oktogons abschließenden Chors ist eine Münchner Arbeit. Hinter der Apsis finden wir das winzige Ordenshaus der Jesuiten. Über die Raumgestaltung, das Konstruktionssystem, schrieb der Architekt: nichts Natürlicheres hatte ich vor mir, als „indem ich mir die einfachen, jedoch stimmungsvollen Proportionen der Kirchen im französischen romanischen Stil zur Richtschnur nahm, das Gewölbe des Kirchenschiffes mit halbkreisbogenförmigen Hauptgurten und Kreuzträgern zu planen, deren Beständigkeit jedoch durch sichernde äußere Strebepfeiler und Tragbogen zu steigern." Die mittelalterliche Atmosphäre beschwören auch die drachenartigen Wasserspeier herauf. Die Mauern bestehen aus trocken gepressten Backsteinen, die Verkleidung der Gesimse und Triforien hingegen aus Zsolnayer Pyrogranit. Die charakteristischen hohen Pfeilersäulen, welche das Hauptschiff in fünf Abschnitte teilen, wurden aus Tiroler grafitgrauem Sienith gemeißelt, die Pfeilerköpfe und Postamente aus Marmor. Kauser verwendete auch Eisen, wo seiner Meinung nach dieses zur ursprünglichen (historischen) Konstruktionsordnung nicht im Widerspruch stand, d.h. er leitete die Kräfte der Hauptmauer, welche die Säulenköpfe des Hauptschiffes belasteten, über die Stütz12