Prakfalvi Endre: Römisch-katholische Pfarrkirchen in Budapest - Unser Budapest (Budapest, 2003)
Die Hauptpfarrkirche Heiliger Franziksus von Assisi, 1879 IX. Bezirk, Bakáts tér „Cr trat ein..., um zu beten und das Abbild Christi sprach ihn auf wunderbare Weise an: „Franziskus, gehe und bring mein Haus in Ordnung, denn wie du siehst liegt es in Trümmern." (Aus der Legende des heiligen Franziskus, der Legenda aurea, 1263-73) Der Beginn des Baus der Kirche reicht noch in das Jahr des Ausgleichs, 1867 zurück. Wegen Geldmangels zogen sich die Arbeiten jedoch dahin und die Kirche wurde erst am Sankt Georgstag des Jahres 1879 vom Fürstprimas János Simor geweiht. Den Anlaß bot der 25. Jahrestag der Hochzeit des Herrscherpaares Franz Joseph und Königin Elisabeth. Der Platz, auf welchem die Kirche steht, hatte 1874 seinen Namen nach dem Rennaissance - Erzbischof Bakócz (Bakócs, Bakács) erhalten, ein damaliger Anwärter auf das Papsstum und Erbauer der Graner (Esztergomer) Kapelle. Als Vilmos Kurtz, der spätere Pfarrer der Kirche, den bekannten Archeologen Floris Römer auf der Straße traf, begrüßte dieser ihn mit folgenden Worten: „Sie wollen eine Kirche bauen und haben keine blasse Ahnung von der Archeologie?" Der bedeutende Kunsthistoriker vom Ende des 19. Jahrhunderts Béla Czobor, der diese Geschichte zum Besten gab, meinte, daß diese Episode auch dazu beigetragen hätte, daß unter den neuen Kirchen von Budapest diejenige in der Franzstadt (Ferencváros) die erste gewesen sei, welche im mittelalterlichen Stil, jedoch mit Vermeidung jeder Geschmacklosigkeit erbaut worden sei. Der Entwurf von Miklós Ybl (1814-91), dem Meister des ungarischen Neo- rennaissance-Baustils, entsprach also den Anforderungen des zweiten Drittels des 19. Jahrhunderts: damals „schickte es sich" eine Kirche in einem mittelalterlichen, gotischen oder romanischen Stil zu bauen. (Die vorhergehende bedeutende Arbeit Ybls war Mitte des 19. Jahrhunderts die viertürmige, basilikale Kirche im romantischen Stil in Föt, nördlich von Budapest.) Das Gebäude der Kirche am Bakáts tér ist eine dreischiffige Basilika von lombardischem Typ, ihr Grundriss weist die Form eines lateinischen Kreuzes auf, die Haupt- und die beiden Nebenapsen gehen dabei von einer Linie aus. In den Nebenräumen, welche sich vom Chor her öffnen befinden sich die Sakristei und die Taufkapelle. Die ostwärts aus gerichtete Kirche (das in Richtung der aufgehenden Sonne gerichtete Sanktuarium; Christus ist das Licht der Welt, Joh 8,12) hat eine Hauptapsis, deren Gewölbe in Viertelkugel-Ausführung aus Sektionen besteht und von fünf Seiten eines Oktogons abgeschlossen wird. 9