Tóth Vilmos: Grabmalkunst - Unser Budapest (Budapest, 2006)
dreißiger Jahren von seinen späteren Arbeiten abweicht. Die Engelsfigur des Dvorzsäk-Grabmals gehört zu seinen besten Werken mit sakralen Themen (F 7/8). Seine bedeutendste Friedhofsarbeit stammt jedoch aus einer späteren Zeit: die 1961 entstandene und 1966 aufs Grab gelangte Csontväry-Statue (K 34/2), von der eher die Kopien in Szentendre, bzw. Pécs bekannt sind. Es gibt zahlreiche funerale Werke, welche die Kreation, den Augenblick der Inspiration am Grabe eines Künstlers festhalten wollen, kaum eines kann jedoch dieser ausgezeichneten Skulptur gleichgestellt werden, die das berühmte Selbstbildnis des Malers verarbeitet. Von den Werken Kerényis müssen wir noch den 1972 entstandenen, kräftigen Korpus erwähnen, der auf sein eignes Grab kam (F 25). Zu Tibor Vilts frühen Werken gehört das 1937 eingeweihte Grab der Csinszka (F 7/4) und das um 1938 eingeweihte Grab der Familie Deér (K 42). Diese expressiven, figuralen Werke — hierher können auch das Rihmer- (F 7/10), das Szécsi- (K 35) und das aufgelassene Nyiri-Grabmal gezählt werden - kontrapunktieren seine später aufgestellten nonfigurativen Werke auf interessante Art. Unter ihnen möchten wir die Grabskulptur für Károly Varga (F 8/2) und vor allem das 1977 eingeweihte Grabmal Lajos Kassáks erwähnen, die dreidimensionale Variante einer Kassák-Bildarchitektur (F 21/1). Ähnlich ist auch der Grundgedanke des bedeutenden Friedhofswerkes Vilts, welches er mit Gyula Gulyás gemeinsam schuf, des Grabmals der Künstlerin Lili Ország (F19/3). Hier erscheint ein Ausschnitt des bekannten Symbolsystems der Malerin auf einer gedrungenen, sarkophagartigen Architektur. Die Kleinplastik-Variante der Skulptur hatte Vilt 1979 geschaffen; auf dieser gab es statt der Motive von Lili Ország noch leere Oberflächen. Die Grabmalkunst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Die Tätigkeit Pátzays, Kerényis und Vilts führt in eine neue Epoche der ungarischen funeralen Kunst. Der zweitwichtigste hauptstädtische Bestattungsplatz war in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eindeutig der Farkas- réter Friedhof, so finden wir die zeitgenössischen bedeutenden Werke der Kunstgattung größtenteils dort. Den Hauptgrund dafür bildete die Schließung des Kerepeser Friedhofs (1952), danach die Umbettung oder Zerstörung eines Großteils seiner Grabmäler. Der Pester Friedhof knüpfte, beginnend mit dem Wiederbegräbnis Batthyánys, eindeutig an die jeweils herrschende politische Richtung, was in den Jahrzehnten der Diktatur eine Enteignung des Friedhofs und extreme Kontrolle über die Grabmäler bedeutete. In der Zeitspanne 57