Radek Tünde - Szilágyi-Kósa Anikó (szerk.): Wandel durch Migration - A Veszprém Megyei Levéltár kiadványai 39. (Veszprém, 2016)
1. Landschafts- und Gemeinschaftswandel als Folge von Migration - Prosser-Schell, Michael: Aufzeichnungen sagenhafter Erzählstücke durch Jenő Bonomi und Anna Loschdorfer im IVDE Freiburg. Minderheitenvolkskunde der Deutschen in Ungarn in der Zwischenkriegszeit
Prosser-Schell, Michael: Aufzeichnungen sagenhafter Erzählstücke 89 über Generationen und Jahrhunderte als Siedler im Land zurückverfolgt werden konnten, dass die früheren, die vorhergehenden Generationen in entbehrungsreicher Arbeit die agrarische Ökonomie und Gesellschaft mit aufgebaut und an der Beschaffenheit dessen, was der ungarische Staat auch in den 1920er und 1930er Jahren war, relevant mitgewirkt hatten (Seewann 2012: II. Bd. 110). Diese Bestrebungen auch im Zuge des durch die Pariser Verträge garantierten Schutzes nationaler Minderheiten mit den — einerseits — damit verbundenen, heute modellhaften oder nicht modellhaften Alltagskulturprägungen, mit den kulturellen BewältigungsStrategien, sowie — andererseits - mit und in politischen und kulturellen Konflikten sind in jüngster Zeit mehrfach wieder neu thematisiert worden (nicht nur im ungarischen und deutschsprachigen, auch im italienischen, französischen und anglo-amerikanischen geisteswissenschaftlichen Publikationskreis); dabei wurde auch über die Zeit nach Bleyers Tod, als der Literaturwissenschaftler und spätere „Volksgruppenführer“ Franz Basch das Publikationsorgan „Neue Heimatblätter anstelle der DUH ab 1935 herausgab, vertieft behandelt (Swanson 2006; Spannenberger/Vonyó 2006; Eiler 2010; Eiler 2011; Eiler 2013; Jacques 2011; Seewann 2012). Den für europäisch-ethnologische Problemstellungen bislang am besten geeigneten, noch unüberholten generalisierenden Überblick speziell über die „volkskundlichen“ Bestrebungen mit einer politisch-historischen Kontextualisie- rung bietet der zweifach publizierte Beitrag von Márta Fata, „Volkskundliche Forschungen über die Ungamdeutschen vor dem politisch-ideologischen Hintergrund der Zeit zwischen 1918—1945“ (Fata 1999; Fata 2001). Im Folgenden soll jedoch nur ein konkreter Tedaspekt in den Blick genommen werden: die Erzählforschung, oder, um in der damaligen Terminologie zu sprechen: die Sammlungen zum „Sagenschatz“ bzw. zu den gedächtniskulturellen, personengebundenen „sagenhaften“ Überlieferungen. Auf diesem Feld sind, nach neuerdings vorgenommenen Studien, zum bisherigen Forschungsstand einige Ergänzungen anzubringen und einige Modifikationen vorzutragen, übrigens auch in Relation zu früheren Arbeiten des Verfassers dieses Beitrags selbst (Prosser 2008; Prosser-Schell 2011; Prosser-Schell 2013). Die folgenden Ausführungen konzentrieren sich dabei auf Aufzeichnungen im Zuge von Gemeindeforschungen, die von Eugen/Jenö Bonomi und Anna Loschdorfer unternommen worden sind. Beide haben im akademischen Diskurs sowohl in ungarischer wie in deutscher Sprache publiziert. Der Volkskundler Bonomi war der akademische Assistent Jakob Bleyers. Er trug den in Frankreich. Vgl. dazu die akademische Biographie bei Balassa (1993). Ein Teil der Arbeit, zum Hausbau, erschien auch auf Deutsch in den DUH (Fél 1934).