Radek Tünde - Szilágyi-Kósa Anikó (szerk.): Wandel durch Migration - A Veszprém Megyei Levéltár kiadványai 39. (Veszprém, 2016)

1. Landschafts- und Gemeinschaftswandel als Folge von Migration - Schell, Csilla: Eugen Bonomis Briefwechsel mit Heimatvertriebenen. Zur geographischen Zuordnung der Briefe und zur Bedeutung der Korrespondenz

Schell, Csilla: Eugen Bonomis Briefwechsel mit Heimatvertriebenen 77 von Landsleuten werden von Bonomi erfragt. Gleichzeitig wandten sich die Vertriebenen von sich aus oft an ihn. Man erfragte und erzählte Neuigkeiten aus der alten Heimat und von den Schicksalswendungen gemeinsamer Bekannten. So entstand eine rege Korrespondenz, die zwar naturgemäß mit abnehmender Tendenz, jedoch in manchen Fällen Jahrzehnte bis lebenslang anhielt. Durch seinen 1965 veröffentlichten Beitrag „Mein Briefwechsel mit heimatvertriebenen Deutschen aus dem Ofner Bergland“ machte Bonomi bereits auf seinen umfangreichen Briefbestand aufmerksam und äußerte sich über den dokumentarischen Wert seiner bis dahin entstandenen Sammlung. Dabei war er sich seiner eigenen exponierten Rolle bewusst, indem er sein besonderes Vertrauensverhältnis zu seinen Landsleuten offenlegte: „Da ich als Volkskundler 15 Jahre lang mit diesen Leuten zu tun hatte, spannten sich natür­lich auch Fäden von Mensch zu Mensch. Diesem Umstand und der Zwangslage, in die sie geraten sind, verdanke ich einige Hundert Schreiben. [Da sie] doku­mentarischen Wert haben und für das Denken des Volkes aufschlussreich sind, bewahre ich [sie] auf, um sie einmal auszuwerten.“ (Bonomi 1961/64: 157). In seiner Briefsammlung erkannte Bonomi eine wichtige Quelle: „Ein mannigfalti­ges Bild vom Leben der Deutschen aus dem Ofner Bergland ist in ihren Briefen beschlossen“ (Bonomi 1961/64: 159). Er umreißt die in den Briefen vermittel­ten Themen, die zentrale Lebensbereiche der Ankömmlinge betreffen: die empfundene Ungerechtigkeit der Vertreibung, die (meist schlechten) Nachrich­ten aus der alten Heimat, die Probleme der Eingliederung und des Fremd-Seins. Er zitiert reichliche Passagen aus Briefen über konkrete einzelne Lebensbereiche wie Wohnsituation, berufliche Umstellung, Lastenausgleichs- und Rentenbelan­ge, gesundheitliche Lage, Schulsituation der Kinder, religiöses lieben sowie Änderungen der Sitten und Bräuche in der neuen Heimat. Bonomi wies mit dieser ersten Darstellung und Einschätzung richtungsweisend darauf hin, wie aufschlussreich die Briefe - wie er es formulierte - „für das Denken des Volkes“ sind. Er konnte allerdings die anvisierte Auswertung nie realisieren. 2 2 Briefe von Heimatvertriebenen im Nachlass Bonomis 2.1 Die EDV-Erfassung der Bonomi-Korrespondenz im IVDE Freiburg Die Briefe an und von Eugen Bonomi wurden zusammen mit seinem volks­kundlichen Nachlass im IVDE Freiburg (ehemals Johannes-Künzig-Institut für ostdeutsche Volkskunde) 2006-2007 inventarisiert. Sie bilden den zweiten von insgesamt vier quantitativ unterschiedlich ausfallenden Nachlassteilen. Die Brie­fe wurden in einer Access-Datenbank erfasst und über diese Erfassungsarbeit ist ein Bericht veröffentlicht worden (Retterath — Schätzle 2007). Die Datenbank

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