Radek Tünde - Szilágyi-Kósa Anikó (szerk.): Wandel durch Migration - A Veszprém Megyei Levéltár kiadványai 39. (Veszprém, 2016)
4. Folgen von Migrationsprozessen auf die Literatur - Kerekes Gábor: Die moderne ungarndeutsche Literatur – gefangen zwischen Authentizität und Fiktionalität sowie ohne Aussicht auf internationalen Erfolg?
Kerekes, Gábor: Die moderne ungarndeutsche Literatur 233 breiteres mediales Freizeitangebot in Form von Kinos und zahlreichen Fernsehkanälen sowie die Verbreitung des Internets für diese Tendenzen mit verantwortlich. Von diesen Auswirkungen ist aber die ungamdeutsche Literatur zumindest weitgehend verschont geblieben ist, denn sie hat ihren Status innerhalb der Volksgruppe in unveränderter Form behalten, die Zahl der potenziellen Leserschaff blieb ebenso erhalten — im Grunde müsste man im Lichte der Volkszählungen von 2001 und 20118 sowie auf Grund der Veränderungen im ungarischen Schulwesen (Müller 2013: 378) sagen, sie hat zugenommen - und bei der Veröffentlichung ungamdeutscher Bücher ist im Vergleich zu früher auch an den Herausgeberteams nicht gespart worden. Selbstverständlich erlebte man das Wegfallen der Zensur als eine ungeheure Befreiung, und es war nunmehr möglich geworden, Themen zu gestalten, die früher dazu geführt hätten, dass ein Manuskript niemals in Buchform hätte erscheinen können. Andererseits hat sich auf der wirtschaftlichen Seite der ungarndeutschen Autoren insofern nichts geändert, als dass es für sie auch weiterhin nicht möglich ist, vom Ertrag des Schreibens zu leben. Die seit der politischen Wende veröffentlichten Bände stehen auch weiterhin außerhalb aller kommerziellen Erwägungen, das Geld für die Veröffentlichung kommt vom Staat, von Stiftungen, Vereinen, Ausschreibungen. Obwohl es heutzutage theoretisch möglich sein könnte, auf Grundlage eines Erfolgs, der sich über die ungarndeutsche Leserschaft hinaus auch auf den deutschsprachigen Raum oder/und auf das ungarische Lesepublikum erstreckt, als freischaffender Schriftsteller zu leben, gibt es bisher keinen einzigen ernsthaften Versuch eines ungamdeutschen Autors in diese Richtung. 3 Der ungamdeutsche Autor zwischen Fiktionalität und Authentizität Im Laufe der vergangenen Jahre hatte ich die Möglichkeit, bei verschiedensten Lesungen und Treffen von ungamdeutschen Autoren anwesend zu sein. Auffallend war hierbei, dass jene professionell-kühle Herangehensweise des internationalen Literaturbetriebs und der Literaturwissenschaft, nach der der Text beinahe alles ist und er allein für sich selber steht, der Dichter als Person im Kontext des Werkes aber kaum zählt, für die ungarndeutschen Autoren so gut wie unbekannt ist. Es wird von ihnen ein großes Gewicht auf die Authentizität ihrer 8 Népszámlálás 2001 [Volkszählung 2001]: Angaben zur Volkszählung in Ungarn im Jahre 2001. Im Internet unter: http://www.nepszamlalas.hu/him/kotetek/04/tabhun/tabl05 /load05.html [29.07.2012]. Alle Angaben zur Volkszählung 2011 auf: http://www.ksh.hu/nepszamlalas/tablak_teruleti_00 [18.05.2013].