Radek Tünde - Szilágyi-Kósa Anikó (szerk.): Wandel durch Migration - A Veszprém Megyei Levéltár kiadványai 39. (Veszprém, 2016)
4. Folgen von Migrationsprozessen auf die Literatur - Kerekes Gábor: Die moderne ungarndeutsche Literatur – gefangen zwischen Authentizität und Fiktionalität sowie ohne Aussicht auf internationalen Erfolg?
234 Kerekes, Gábor: Die moderne ungarndeutsche Literatur Texte und jener ihrer Kolleginnen und Kollegen gelegt. Es ist für sie alles andere als gleich-gültig, ob ein Text, eine Beschreibung, eine Behauptung einfach nur so nieder-geschrieben worden ist, oder ob dahinter tatsächliches Erlebnismaterial, wirklich Gefühltes steht. Im Gegensatz zu ihnen trifft man internationalen Literaturbe-trieb der Gegenwart auf Schritt und Tritt auf Schriftsteller, die — zu ihrem letzten Buch befragt — sagen, sie wüssten auch nicht, was dann mit der einen oder anderen Figur geschah oder was eine Gestalt im Werk empfünden hätte, wie man das Buch verstehen solle usw. usf., denn der — von ihnen selbst verfasste Text - enthalte hierüber keine Informationen. Diese Behauptungen kann man, muss man — auch im Sinne der den Text vom Autor trennenden Literaturwissenschaft - akzeptieren, doch bei genauerer Betrachtung ist nicht zu übersehen, dass diese Argumentation mit Vorliebe von freischaffenden Schrift-steilem vorgebracht wird, das heißt von Menschen, die allein von ihrem Schrei-ben zu leben versuchen und dementsprechend — um es vorsichtig auszudrücken - nicht in jedem Fall aus Inspiration und/oder Muße schreiben, sondern — letztlich — des Geldes wegen. Und da kann es schon mal Vorkommen (und wenn man über die Jahre hinweg sich die Flut von belletristischen Neuerscheinungen, auch jene der so genannten „ernsten“ Gegenwartsliteratur betrachtet, dann kann man dies kaum übersehen), dass das eine oder andere Werk primär aus pekuniären Gründen zu Papier gebracht worden ist und auch noch Gedanken sowie Ideen beinhaltet, mit denen der Verfasser selber nicht viel am Hut hat „Der Schriftsteller ist kaum mehr wert als sein letztes Buch: Hat das Erfolg, gilt er als erfolgreich, fallt das durch, muß er von vom anfangen” (Becker 1990: 45). Und das ist der springende Punkt, den man nicht übersehen und vor allen Dingen nicht gering schätzen sollte: Die ungamdeutschen Autoren schreiben nicht für Ruhm und Geld, keiner von ihnen ist durch das Schreiben zum Millionär geworden und es besteht im Augenblick auch kaum die Aussicht, dass dies in naher Zukunft passieren könnte. Sie alle haben einen Bemf neben dem sie, wenn sie es einrich-ten können, noch schreiben. Das ist eine ungeheure Belastung, neben dem Bemf noch kreativ zu werden. Es ist aber auch eine ungeheure Freiheit, in sei-nem Schreiben nicht auf den zu erwartenden Scheck, auf die den Lebensunter-halt darstellende Überweisung eines Verlages schielen zu müssen, dem und der Leserschaft man in seinen Texten nach Möglichkeit alles recht machen muss, damit ein Verlag auch noch ein zukünftiges folgendes Buch herausbringt, damit man Geld zum Leben hat deshalb will man als professioneller Autor nicht Anecken, deshalb versteckt man sich häufig hinter dem Text.