Radek Tünde - Szilágyi-Kósa Anikó (szerk.): Wandel durch Migration - A Veszprém Megyei Levéltár kiadványai 39. (Veszprém, 2016)

4. Folgen von Migrationsprozessen auf die Literatur - Kerekes Gábor: Die moderne ungarndeutsche Literatur – gefangen zwischen Authentizität und Fiktionalität sowie ohne Aussicht auf internationalen Erfolg?

232 Kerekes, Gábor: Die moderne ungarndeutsche Literatur müssen glauben, wodurch nicht nur die Zahl der Veröffentlichungen zurückge­gangen ist, sondern vor allem auch das Niveau dieser. Während in der kommunistischen Zeit jeder Text und jede Übersetzung mehrfach auf — auch — sprachliche und stilistische Korrektheit kontrolliert worden war, da man sich unter den Funktionären der staadichen Kulturpolitik im Falle politisch bedenkli­chen Textfassung oder einer falschen bzw. minderwertigen Übersetzung vor einer Blamage fürchtete (was damals ja ein Politikum darstellte und wahrschein­lich von den Vorgesetzten der für die Kontrolle der Publikation Zuständigen nicht einfach als fachliches Versagen dieser gewertet worden wäre), sparen viele der nach der politischen Wende gegründeten Verlage, nunmehr von den alten Ängsten unbeschwert, aus ökonomischen Gründen an der Kontrolle der Texte, auch der Übersetzungen - was man leider, diesen manchmal auch deutlich ansehen kann. Die hohe Qualität der Übersetzungen vor der politischen Wende in den 1960er und 1970er Jahren war außer der mehrfachen Kontrolle auch dem Umstand zu verdanken, dass eine große Zahl von ungarischen Intellektuellen, Dichtern, Schriftstellern, die in den 1950er und 1960er Jahren politische Proble­me mit dem Regime hatten und unter eigenem Namen nicht veröffendichen, dafür aber als Übersetzer und Redakteure bei Verlagen arbeiten durften — was ihnen damals seitens des Regimes quasi als eine Möglichkeit der „Bewährung” angeboten wurde. Hatten sie dort über Jahre zuverlässig gewirkt, durften sie gegebenenfalls wieder eigene Werke veröffentlichen. Das heutige Glück des Fehlens von politisch motivierten Veröffentlichungsverboten und das heutige Unglück der ausschließlich auf Gewinn kalkulierten Veröffentlichungen führte inzwischen in den vergangenen 25 Jahren nach der politischen Wende zu einer bedeutenden prozentualen Abnahme der Zahl der guten Übersetzungen in Ungam.7 Eine weitere deutliche Veränderung gegenüber dem Zeitraum vor der politischen Wende stellen die deutlich niedrigeren Auflagenhöhen von Büchern dar, so dass heutzutage selbst Auflagen von 5.000 Exemplaren von den Verla­gen als ein Erfolg gewertet werden (müssen). Vor der politischen Wende gab es solche Auflagenzahlen entweder im Falle von Werken, die aus kulturpolitischen Gründen keine allzu große Verbreitung finden sollten, oder von Büchern, die aus politischen Gründen veröffentlicht werden mussten, aber deren Unverkäuf­lichkeit abzusehen war, weshalb die Verlage den Verlust möglichst gering zu halten versuchten. Die Gründe hierfür liegen nicht (nur) in der Veränderung der politischen Umstände, sicherlich sind das Ansteigen der Buchpreise, ein immer 7 Ausführlich zu all den Fragen siehe Bart (2000).

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