Radek Tünde - Szilágyi-Kósa Anikó (szerk.): Wandel durch Migration - A Veszprém Megyei Levéltár kiadványai 39. (Veszprém, 2016)
4. Folgen von Migrationsprozessen auf die Literatur - Kerekes Gábor: Die moderne ungarndeutsche Literatur – gefangen zwischen Authentizität und Fiktionalität sowie ohne Aussicht auf internationalen Erfolg?
Kerekes, Gábor: Die moderne ungarndeutsche Literatur 223 Deutschen ist und den ungamdeutschen Schriftstellern sowie Dichtem2 ein Forum für ihre Veröffentlichungen bietet. Sie initiierte - wie bereits erwähnt - mit einem Aufruf 1973 die im Folgejahr erscheinende erste ungarndeutsche Anthologie Tiefe Wurzeln und gibt seit 1985 auch eine Literaturbeilage mit dem Titel Signale heraus. Im Jahre 1972 wurde die Sektion der Deutschschreibenden innerhalb des Demokratischen Verbandes der Deutschen in Ungarn (1955) gegründet, die sich der literarischen Betätigung der Ungamdeutschen bzw. ihren literarischen Produkten widmen sollte. Sie ist die Vorgängerin des Verbandes Ungarn- deutscher Autoren und Künstler (VUdAK, gegründet 1992), der sich seit seiner Schaffung um die Veröffentlichung der Bücher ihrer Mitglieder bemüht Im Wesentlichen haben wir es bei der Betrachtung der Erscheinungsorte der ungamdeutschen Literatur bis auf den heutigen Tag mit den gleichen Publikationsorganen (Neue Zeitung, Signale, Deutscher Kalender) und der gleichen Körperschaft (heute VUdAK) sowie deren erst nach der politischen Wende etablierten Buchreihen (Neue-Zeitung-Bücher; VUdAK-Bücher) zu tun, mit denen versucht wird, eine Gegenwartsliteratur der Ungarndeutschen zu fördern. Eine wichtige Veränderung im Vergleich zum Zeitraum vor 1990 war, dass nunmehr die Bücher ganz von den eigenen ungamdeutschen Körperschaften betreut werden, während davor die Publikationen ungamdeutscher Literatur — in der Mehrzahl Anthologien - von ungarischen Verlagen besorgt wurden, die in das System der Zensur eingebunden waren. Das hauptsächliche Feld der veröffentlichten Texte stellt also seit der Wende einerseits die Neue Zeitung, das Wochenblatt der Ungamdeutschen, mit all ihren Beilagen sowie andererseits die vom VUdAK veröffentlichten Bücher dar, deren „Reihe Literatur“ bereits 14 Bände umfasst. Dabei sind auf den Seiten der Neuen Zeitung und denen ihrer Beilagen im Laufe der Jahrzehnte so viele literarische Texte erschienen, dass - würde man sie gesondert in Buchform herausgeben wollen - diese noch einmal mehr als 14 Bücher ergeben würden. Ebenso vollzieht sich die Beschäftigung mit der ungamdeutschen Literatur in publizierter Form sehr stark in den erwähnten Publikationsorganen, darüber hinausgehend in den wissenschaftlichen Veröffentlichungen der — zumeist aus Ungarn stammenden — Literaturwissenschaftler. In der Fachliteratur hat sich seit 1995 eingebürgert, die ungarndeutschen Autoren auf Grund ihres Geburtsdatums bzw. des Anfangs ihrer Schaffensperiode einzuteilen. Dieser Logik folgend können wir heute bereits über fünf 2 Wenn ich „Dichter”, „Autor” und „Schriftsteller” schreibe, meine ich damit auch die Dichterinnen, Autorinnen und Schriftstellerinnen.