Internationales Kulturhistorisches Symposion Mogersdorf 2007 in Kőszeg 3. bis 6. Juli 2007 (Szombathely, 2014)

Ivo Goldstein: Die Ustascha Revolution 1941. Die Entstehung einer neuen Elite?

Linie durch, während seine Hauptaufgabe die Propaganda der Ustascha-Ideen und die Verbreitung der Elemente der Ustascha-Ideologie in der Öffentlichkeit war. Hrvatski narod kritisiert beispielsweise die „amerikanische Demokratie”. In der amerikanischen Gesellschaft „geht es um keine demokratischen oder freiheitlichen Ideale, sondern um das Interesse jener Großkapitalisten, die ihre Netze über die Welt geworfen haben”. „...Demokratie achtet weder die Wahrheit noch die Wirklichkeit... Demokra­tie ist totalitärer in ihrem Anspruch, Völker ohne Verantwortung ins Verderben und in Kriege zu führen”. Diejenigen, die die Welt von diesen Netzen befreien, also diejenigen, die „diese durchschneiden, sind zwei Männer - Hitler und Musso­lini...” Solche Ansichten führen zu einem klaren Schluss - „Faschismus ist keine Sünde”... und damzufolge auch nicht die Ziele der Politik vertreten durch Hrvatski narod - „die erste Pflicht des erwachten kroatischen Nationalismus ist der De­mokratie nicht auf den Leim zu gehen”. Doch das Schicksal dieser Elite während der vier Jahre der Ustascha-Regie- rung ist teilweise die Antwort auf die eingangs gestellten Fragen - Vladimir Singer (1908-1943), in den frühen Dreißigern wahrscheinlich der Schlüsselideologe der Ustascha, stieß auf Pavelids Missgunst, weil er einer der wenigen war, der offen über Pave lids Unzulänglichkeiten sprach und deswegen ihm zum „Dom im Auge” wurde. Nach der Gründung des USK wurde er Chef des Geheimdienstes. Bald wurde er inhaftiert, in ein Lager deportiert und später ermordet.11 Dido Kvaternik wurde 1942 abgesetzt als angeblich der am meisten Verantwortliche für die Misser­folge der Ustascha-Politik, und musste ins Exil. Zusammen mit Ante Vokic organi­sierte Mladen Lorkovid 1944 einen Staatsstreich, mit dem er einen Seitenwechsel in Richtung der antifaschistischen Koalition erzielen wollte. Pavelid ließ ihn fest­nehmen und unmittelbar vor dem Kriegsende wurde er im Gefängnis ermordet. Obwohl in jeder von diesen Auseinandersetzungen Pavelic Gründe für seine Vor­gehensweise hatte, steht außer Frage, dass intellektuelle Qualitäten von diesen drei Menschen bei Pavelid aufs Befremden, wahrscheinlich auch auf Hass stießen. Lukas, Bud und Segvid waren zur Zeit des Unabhängigen Staates Kroatien im ge­wissen Grade marginalisiert. Filip Lukas übte manchmal offene Kritik an der Ustascha-Regierung, wie zum Beispiel im Fall der Römischen Verträge zwischen dem NDH und Italien, als Italien ein Großteil der adriatischen Ostküste überlassen wurde. Als Präsident der Ma- tica hrvatska duldete er in ihren Publikationen mehr abweichende Meinungen und Autoren als dies der Ustascha-Regierung recht war. Während des Krieges hielten die nazistischen Geheimdienste Stjepan Bud für den „Anführer des rassistischen antisemitischen Flügels von Pavelids Partei”, aber Bud selber ließ sich in kein direktes politisches Engagement ein bis zum Herbst 1943, als er zum Mitglied des (ziemlich unwichtigen) Ausschusses für die Wiedervereinigung von Dalmatien und Kroatien 53

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