Internationales Kulturhistorisches Symposion Mogersdorf 2007 in Kőszeg 3. bis 6. Juli 2007 (Szombathely, 2014)

Ivo Goldstein: Die Ustascha Revolution 1941. Die Entstehung einer neuen Elite?

Übersetzung des Begriffs Volksgemenischaft ist, übernommen aus der nazional- sozialistischen Ideologie: „ihrem Geist nach ist das Volk auch ein mythologisches Wesen, in dem das Biologische mit dem Metaphysichen derart verbunden ist, dass darauf eine geistige und biologische Einheit aufgebaut ist. So wie das Volk eine ethnobiologische Art darstellt, so ist es auch eine geistige Spezies. Auf diese Weise wird das Volk zu einer Blutgemenischaft, d.h. eine Notgemeinschaft, aber auch eine Geistesgemeinschaft, gleichbedeutend mit Freiheitsgemeinschaft. Damit wird eine doppelte Verbindung von einzelnen Angehörigen eines Volkes hergestellt, eine Blut- und Geistesverbindung. Diese Gemeinschaft wird in der gegenwärtigen Generation sichtbar, weil sie alle Ideale der Vergangenheit in sich trägt, nur lassen sie sich allein durch große Persönlichkeiten verwirklichen, entsprechend den jetzigen Bedürfnissen und dem Zeitgeist”. Lukas ist, wie man aus diesem Zitat sieht, ein bekannter Befürworter und Ideo­loge des „exklusiven Kroatentums” und eines „harten Nationalismus” gewesen, von 1928 bis zu seinem Tode im Exil 1958. Er war Autor und Chefredakteur von diversen Schriften, die den Unabhängigen Staat Kroatien, den Nationalsozialismus und die Ustaschaideologie glorifizierten. In seiner Festrede anlässlich des hundert­jährigen Jubiläums der Matica hrvatska 1943, urteilt Lukas auch darüber, was Ein­wanderer Kroatien alles gebracht haben. Über die „westliche Einwanderergruppe” (Deutsche, Slowaken, Tschechen, Ungarn) schreibt er mit Sympathie („die Mehr­heit von ihnen hatte Mitgefühl mit den Einheimischen im Guten und im Bösen”), anders als die „östliche Gruppe” (Serben), die „der Seele dieses Volkes, wie auch dem Erbe dieses Landes ständig fremd geblieben ist”. In der Einwanderung von Juden findet Lukas nichts Positives: Er behauptet, dass diese „Gruppe der Bevölke­rung... ihrem Wanderinstinkt nach, mit fremden Eigenschaften und religiös-recht­lichem Geist keine Wurzeln schlagen kann oder mit dem Volk, mit dem sie lebt, nicht verschmelzen kann, also hat sie seine nationalen Ideale nicht übernommen. Mit einer solchen Auffassung und ihren internationalen Verbindungen, zersetzt sie die nationale Idee als solche”. „Wenn wir über die Weltanschauung dieser Intellektuellen sprechen, muss man sagen, dass ihr Verhältnis zum Nazionalsozialismus eine merkwürdige Mischung aus Hass und Liebe, Begeisterung und Verwerfung war: wirtschaftliche Organisation in korporativistischer Form ja, Missachtung des Christentums nein, Nationalismus ja, Rassismus nein, aber ein festes Bündnis gegen Marxisten, Freimaurer und Juden, sowie die offensictliche Brutalität mit der diese Abrechnung zu durchführen wäre”. Die Zeitschrift Hrvatski narod, deren Chefredakteur der künftige Paveliés Mi­nister Mile Budák war, brachte eine ziemlich abgerundete Weltanschauung und zeigte welche Probleme Ustascha-Intelektuelle beschäftigten und wie sie ihre Lö­sung sahen. In seiner einjährigen Tätigkeit, bis zum Verbot im März 1940, griff das Blatt die jugoslawischen Machthaber an und führte eine „gemäßigte” germanophile 52

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