Internationales Kulturhistorisches Symposion Mogersdorf 2007 in Kőszeg 3. bis 6. Juli 2007 (Szombathely, 2014)

Ivo Goldstein: Die Ustascha Revolution 1941. Die Entstehung einer neuen Elite?

lungen zu verstehen und zu akzeptieren. Sie sehnten sich nach der Rückkehr „der Unschuld des einfachen Lebens” in die gesellschaftliche Sphäre, was ein historischer und gesellschaftlicher Anachronismus war. Auf diese Weise wurden Anachronismen zu Werten erhoben, die eine „ewige” Sonderstellung des Volkes repräsentierten. Als der Krieg sich nahte, wurde die Ustascha-Bewegung zunehmend aktiver, und nutzte die allgemein zögerliche Vorgehens weise bei ihrer Bekämpfung aus. Laut Berichten aus Militärbezirken der Banovina Hrvatska, fanden die Ideen der Usta­scha-Bewegung ein offenes Ohr bei Menschen mit „intellektuelen Berufen”. Fraglos trug der Verbreitung der nazionalsozialistischen Ideen in der kroatischen Vor­kriegsgesellschaft auch die Tatsache bei, dass eine beträchtliche Anzahl der Staats­beamten in Deutschland oder Österreich geschult wurde oder deutsche Literatur las, was zum Gefühl der Nähe zum deutschen kulturellen und politischen Kreis führte. Weder Pavelic noch seine engsten Mitarbeiter hatten ein Konzept dafür, wie sie die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung ankurbeln sollen. Intel­lektuelle in der Ustascha-Bewegung, wie zum Beispiel Mladen Lorkovid oder Vla­dimir Singer, hatten einfach kein Verständnis für die Fragen der „Entwicklung der Gesellschaft” und ähnliches. Dafür hatten sie kein Interesse. Als sie im April 1941 an die Macht kamen, gründeten die Ustascha eine Staats­struktur, die ihnen eine radikale Abrechnung mit allen wirklichen und potenziellen Feinden ermöglichen sollte. Dies bezog sich besonders auf Angehörige von Eliten. Angehörige von jüdischen Eliten wurden inhaftiert und deportiert und nur eine Minderheit floh aus dem Lande oder wurde innerhalb des USK toleriert. An­gehörige der serbischen Elite (Priester, Lehrer, Intellektuelle) waren besonders stark verfolgt: Sie wurden als erste ermordet, um den anderen Serben Angst ein­zujagen. Ein Teil der Gründe, warum nach den Hinrichtungen im Mai und später, kein Aufstand ausbrach und sich nicht einmal eine Unzufriedenheit breit machte, liegt wahrscheinlich teilweise auch in der Tatsache, dass dies „dem Volke unsym- patische Personen waren”. Eine solche Reaktion der Serben zeugt auch vom Anti- intelektualismus in ihren Kreisen. Außerdem wurden seit den ersten Julitagen 1941 gerade die Angehörigen der serbischen Elite massenhaft ins Ausland abtransportiert, damit die serbische Ge­meinschaft im USK kopflos werde. Eine Gruppe, gegenüber der das Regime kein Erbarmen kannte, waren Kom­munisten, unter denen viele Intellektuelle und Angehörige von Eliten waren. Als Anfang Juli 1941 das Ustascha-Regime entschied, die radikalsten Formen der poli­tischen Gewalt anzuwenden, d.h. willkürlich zu töten, vorbei an jeder gesetzlichen Prozedur, ohne Ermittlungen und Schuldbeweise, waren die Intellektuellen seine ersten Opfer. Nämlich nachdem „am 4- Juli 1941 in einem Teich neben der Rad- niika cesta (damals an der Zagreber Peripherie) der Polizeibeamte Ljudevit Tiljak tot und verunstaltet aufgefunden wurde (...), wurden als geistige Stifter dieses Ver­48

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