Internationales Kulturhistorisches Symposion Mogersdorf 2007 in Kőszeg 3. bis 6. Juli 2007 (Szombathely, 2014)
Gernot Peter Obersteiner: Von der Monarchie zur Republik. Eliten in Politik und Verwaltung der Steiermark (1890-1945)
wurden für politisch unzuverlässig befundene oder aus rassischen Überlegungen untragbar gewordene Beamte in den Ruhestand versetzt oder, in schweren Fällen, entlassen. Für die Entlassungswelle in der steirischen Landesverwaltung hat Gerald Gänser Forschungen und Zählungen angestellt (1988). Demnach blieben von den zehn Vorständen von Rechts- oder Fachabteilungen in der Ara des Ständestaates nach einer Strukturreform seitens der Nationalsozialisten nur mehr drei in leitender Position. Fest steht auch, dass von zwölf Bezirkshauptleuten noch 1938 zehn pensioniert wurden, davon acht unter Zwang. Meist folgten Juristen aus der betreffenden Bezirkshauptmannschaft nach, häufig aber übernahmen Beamte aus dem „Altreich” diesen regionalen Führungsposten in der Verwaltung. Insgesamt blieben von sämtlichen 1.860 Beamten der Staats- und Landesverwaltung in der Steiermark des Jahres 1937 etwa 55 Prozent auch nach 1938 im Dienst, 45 Prozent (rund 800) wurden offenbar entlassen oder in den Ruhestand versetzt. Eine von mir durchgeführte eigene Zählung für die Beamten der obersten Chargen ergab ähnliche Werte: von 121 im Personalstand des Jahres 1933 angeführten Konzeptsbeamten aller Ränge (vom Regierungskommissar bis zum Hofrat, Bundesverwaltung und autonome Landes Verwaltung) der Geburtsjahrgänge nach 1880 waren im Jahre 1940 im Rahmen der staatlichen Verwaltung und der Gauselbstverwaltung noch 70 (also 58 Prozent) in Amt und Würden. Eine erstmalige umfassende biographische Studie über die Funktionärselite der NSDAP in der Steiermark wurde erst vor wenigen Monaten begonnen und ist noch nicht abgeschlossen. Ein Ausblick noch in das Jahr 1945: Als das kurzlebige sog. „Tausendjährige Reich” am 8. Mai 1945 zur Neige ging, übergab der steirische Reichsstatthalter Uiberreither seine Kompetenzen an den Gauhauptmann Armin Dadieu und floh. Von Dadieu kam die Regierungsgewalt an die neue provisorische Landesregierung, dem Wohlfahrtsausschuss des Jahres 1918 vergleichbar, die sich an ebenjenem 8. Mai im Grazer Rathaus konstituierte. Zur rechten Zeit am rechten Ort war die neue Elite dieser Übergangszeit in den Frieden: Initiator war der Sozialdemokrat Reinhard Machold, der den Christlichsozialen Alois Dienstleder - den letzten steirischen Landeshauptmann vor dem Ständestaat - aus dem Sanatorium heraus zu seinem Stellvertreter berief. Der Kommunist Ditto Pölzl vertrat die Gewerkschaften. Neuer Sicherheitsdirektor wurde Alois Rosenwirth; in den späten 1920er Jahren war der damalige Oberleutnant des Bundesheeres sozialdemokratischer Abgeordneter im steiermärkischen Landtag gewesen. In den ersten Monaten der Besatzungszeit insgesamt drei Mal provisorischer Landeshauptmann, sicherte Reinhard Machold, Jahrgang 1879, Schlesier von Geburt und gelernter Buchdrucker, der noch vor dem Ersten Weltkrieg neben zahlreichen anderen Funktionen Grazer Stadtrat und später Bundesrat, Landtagsabgeordneter, von 1919 bis 1934 Landesrat bzw. Landeshauptmann-Stellvertreter sowie Vorsitzender der steirischen Sozialisten gewesen war, den demokratischen 27