Internationales Kulturhistorisches Symposion Mogersdorf 2007 in Kőszeg 3. bis 6. Juli 2007 (Szombathely, 2014)
Tobias Mindler: Die Medienelite des Burgenlandes. Zeitungslandschaft und Journalisten von 1921 bis 1945
Die Medien- und Kommunikationsgeschichte bildet heute in der universitären Ausbildung einen anerkannten Teilbereich der Medien- und Kommunikationswissenschaft. Das war nicht immer so. Erst seit den 1980er Jahren gibt es eine verstärkte Auseinandersetzung mit historischen Themen. Seither hat sich das Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien als angesehener Forschungsort etabliert. Eine kurze Bemerkung noch zur Begriffsklärung: Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich hauptsächlich mit der sogenannten Kommunikatorforschung. Der Begriff „Kommunikator” kommt aus der Kommunikationswissenschaft und bezeichnet all jene Personen, die Kommunikationsprozesse initiieren und Nachrichten aussenden. Journalisten sind besonders wichtige Kommunikatoren. Sie verfügen über eine sogenannte „Gatekeeper”-Funktion, das heißt, sie kanalisieren Informationen und entscheiden, welche dieser Informationen sie an andere weitergeben. Weiters sei noch angemerkt, dass die geschlechtsneutrale Formulierung der einfacheren Lesbarkeit wegen nicht immer zur Anwendung kommt. Dies liegt auch darin begründet, dass es sich bei den Journalisten der damaligen Zeit fast ausschließlich um Männer handelte und die Verwendung der männlichen Form aus diesem Grunde angebrachter erscheint. Außerdem soll darauf hingewiesen werden, dass alle Quellen, die hier nicht genau angeführt werden (es würde den Rahmen dieses Beitrages sprengen, sämtliche relevanten Aktenbestände zu zitieren) detailliert in meiner Diplomarbeit6 nachgelesen werden können. Allgemeine Züge des burgenländischen Zeitungswesens Um das Sein und Werden der burgenländischen Presseleute besser verstehen zu können, bedarf es einer kurzen Einführung in die Geschichte des burgenländischen Zeitungswesens. Die burgenländische Zeitungslandschaft ist von einigen Merkmalen geprägt: 1. Eine Besonderheit der Presselandschaff des Burgenlandes lag und liegt darin, dass sich - aufgrund des Fehlens von städtischen Zentren - nie eine Tageszeitung etabliert hat. Vorherrschende Form war immer die Wochenzeitung, meist am Wochenende erscheinend.7 Während Tageszeitungen in der Regel tagesaktuelle nationale und internationale Informationen bringen, beschäftigen sich Wochenzeitungen off mit lokalen und regionalen Ereignissen - ein Umstand, der sich selbstverständlich auch auf die Auswahl der Journalisten auswirkt.8 2. Aufgrund der formalen Ähnlichkeit zwischen den einzelnen Blättern (es gab viele Wochenzeitungen mit ähnlichem Aufbau usw.), andererseits aber auch der politisch divergenten Ansichten der verschiedenen Zeitungen, gab es oft besonders intensives Konkurrenzdenken. So kam es beispielsweise im Jahre 1927 zu einer Pressefehde zwischen der „Güssinger Zeitung” (einem christlich-sozialen Blatt) und der „Neuen Eisenstädter Zeitung” (einem unabhängigen Periodikum).9 155