Internationales Kulturhistorisches Symposion Mogersdorf 2007 in Kőszeg 3. bis 6. Juli 2007 (Szombathely, 2014)

Tobias Mindler: Die Medienelite des Burgenlandes. Zeitungslandschaft und Journalisten von 1921 bis 1945

3. Im Burgenland gab es in diesem Zeitraum - wie auch an vielen anderen Orten - sehr stark politisch orientierte Blätter. Nicht zuletzt war dies mitbedingt durch den späten Anschluss an Österreich und durch die Suche nach einem eigenen Identitätsbewusstsein. In der Folge kam es immer wieder dazu, dass Postbeam­te, die eine andere politische Gesinnung aufwiesen, eine bestimmte Zeitung nicht zustellten, sondern an die Redaktion zurückschickten.10 4. Im Zeitraum 1921 bis 1945 war die burgenländische Zeitungslandschaft immer wieder politischen Machteinflüssen ausgesetzt, welche das Pressewesen nach­haltig veränderten. Selbstverständlich hatten diese Einschnitte auch Einfluss auf die Auswahl der Journalistinnen und Journalisten. Im Großen und Ganzen lassen sich hier drei große Zäsuren anführen: a. Der Anschluss an Österreich 1921: Nach der Angliederung des Bur­genlandes an Österreich wurden zahlreiche Zeitungen neu gegründet. Im Laufe der ersten Jahre als selbständiges Bundesland Österreichs weist das Burgenland insgesamt neun Wochenzeitungsneugründungen auf11 („Bur­genländer Zeitung”, „Der Burgenländer”, „Der Freie Burgenländer”, „Neue Eisenstädter Zeitung”, „Landesamtsblatt”, „Burgenländische Rundschau”, „Burgenländische Freiheit”, „Burgenländisches Volksblatt”, „Burgenländi­sche Bauemstimmen”).12 Chmelar bezeichnet die Jahre 1921 bis 1923 als die „Gründerzeit” des burgenländischen Zeitungswesens.13 Hierbei muss je­doch auch der Umstand erwähnt werden, dass sich von diesen Zeitungen nur die Parteizeitungen sowie den Parteien nahe stehende Zeitungen für län­gere Zeit behaupten konnten, alle andere Blätter stellten ihr Erscheinen bald wieder ein.14 Aus der Monarchie waren nur zwei Blätter erhalten geblieben: die „Oberwarther Sonntagszeitung” (seit 1879) und die „Güssinger Zeitung” (seit 1911) (beide waren den Christlichsozialen nahe stehende Blätter).15 Im Laufe der Jahre kam es auch immer wieder zu Zeitungszusammenlegungen. b. Die Presseverordnungen der Jahre 1933 und 1934: Der „Ständestaat” ging hart gegen nicht genehme Zeitungen vor. Aufgrund dieser Zensur­maßnahmen wurden alle nicht christlichsozial orientierten Blätter einge­stellt (1933 „Der Kampf’ und „Die Volksstimme”, 1934 die „Burgenlän­dische Freiheit”).16 Manche Zeitungen verschwanden vom Markt, andere wiederum gingen zu einer illegalen Erscheinungsweise über (vor allem nati­onalsozialistische Zeitungen machten von dieser Möglichkeit Gebrauch). c. Die nationalsozialistische Machtergreifung im Jahre 1938 brachte die größten Veränderungen für die burgenländische Zeitungslandschaft. Bereits am Abend vor dem Einmarsch deutscher Truppen in Österreich wurden die Zeitungsredaktionen besetzt und die Zeitungen zensuriert. Das natio­nalsozialistische Regime instrumentalisierte alle Kommunikationsbereiche und kontrollierte exakt den Ablauf der verschiedenen Prozesse. Von al­len im Burgenland erscheinenden Zeitungen durften nur die „Oberwarther 156

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