Internationales Kulturhistorisches Symposion Mogersdorf 2007 in Kőszeg 3. bis 6. Juli 2007 (Szombathely, 2014)

Sándor Szakály: Die ungarische Militärelite in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

standen, jene, welche Generalstabserfahrung hatten und alle, die auf ungarischem Staatsgebiet geboren waren bzw. eine ungarische Staatsangehörigkeit hatten. Die Daten zeigen, dass 48% der ungarischen militärischen Elite von zwischen 1919 und 1945 bei der königlichen ungarischen Armee ihren Dienst leisteten. Bei der gemeinsamen Armee dienten 41% (hierzu gehörte auch die Marine). Und 11% dienten sowohl bei der gemeinsamen Armee, als auch bei der ungarischen Armee. (Der Grund für Letzteres ist darin zu suchen, dass es die Möglichkeit gab aus der einen Armee in die andere einzutreten. Diese nahmen auch zahlreiche Solda­ten wahr, und traten somit aus der gemeinsamen Armee aus, und in die ungarische Armee ein. Außerdem gab es bei der obersten Führung keine einzelnen Gene­ralstäbe für die gemeinsamen, die österreichischen „Landwehr” bzw. die ungari­schen „Honvédség” Truppen.) Interessant und lehrreich ist die Untersuchung der Rolle und Vorgehensweise der militärischen Elite zur Zeit der Revolutionen und der Konterrevolution. Anhand der zur Verfugung stehenden Daten ist festzustellen, dass bis zum Novem­ber 1918 bzw. nach dem März 1919 über 60% der militärischen Elite einen Dienst auf sich nahmen! Von den restlichen 40% war ein Teil in Kriegsgefangenschaft (vor allem in italienischer), ein anderer Teil in den Ruhestand gegangen (da die Regierungen von nach 1918 fast ohne Ausnahme alle Generäle und Oberste in den Ruhestand geschickt haben), und noch ein weiterer Teil in das Ausland gegangen, bzw. in den durch die Tschechen oder Rumänen besetzten Gebieten geblieben ist, von wo man nicht in die übrig gebliebenen, noch nicht besetzten Gebiete des Landes rüber gelangen konnte. Von denen, die den Dienst auf sich nahmen, dienten die meisten (fast 90%!) nach dem März 1919 in den Reihen der Roten Armee. Auf die Frage, was hierfür die Beweggründe gewesen sein könnten, können wir folgende vier Antworten geben: 1. Sowohl die politische als auch die militärische Führung der Räterepublik Un­garn verpflichtete sich dem Schutz des Landes bzw. der Heimat. Dieses ver­suchte man vor allem mit jungen Offizieren (im Alter von 25-45 Jahren), welche diese Aufgabe als ihre eigene verstanden, zu verwirklichen. Für sie bedeutete der Kampf nicht nur den Schutz der Integrität des Landes, sondern auch den Schutz der eigenen Heimat. 2. Für viele Offiziere, wie Oberleutnante und Majore, kam nun die Möglichkeit einer ernsthaften militärischen Karriere auf. Denn auf Grund der zahlreichen in den Ruhestand versetzten obersten militärischen Führer, kamen jetzt viele auf Oberst, Generalmajors und Generalleutnants Posten. 3. Persönliche, existenzbedrohende Probleme, finanzielle Sorgen. Da viele sich ausschließlich auf den Militär-Offiziers-Beruf verstanden, schien der Aufbau einer neuen Existenz in jener turbulenten Zeit aussichtslos. 4. Das persönliche Beispiel von Aurél Stromfeld, dessen Dienstantritt nicht we­nige junge Offiziere zu demselben Vorgehen bewegte. Tatsache ist auch, dass 121

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