Internationales Kulturhistorisches Symposion Mogersdorf 2007 in Kőszeg 3. bis 6. Juli 2007 (Szombathely, 2014)

Sándor Szakály: Die ungarische Militärelite in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

stellt waren, die Abteilungsleiter der wichtigeren Abteilungen des Verteidigungsmi- nisteriums, die Kommandeure der Polizeipräsidialbezirke und der zentralen Ermitt­lungsabteilung, die Abteilungsleiter der Polizei - Sicherheitsbeauftragte -, Abteilun­gen des Innenministeriums. (Auf Grund der Polizei eigenen, dem Verteidigungsmi­nisterium und dem Innenministerium unterstellten Sonderposition) ... Diesen Einordnungspunkten zufolge ergibt sich die bereits erwähnte Anzahl von 1200-1300 Personen, welche in der gegebenen Zeit zur militärischen Elite Ungarns gehörten. Der Höchststand dieser Zahl ist auf ein jährliches Hoch von 200-300 Personen maximiert. Bei der Analyse der Zusammensetzung der Elite können verschiedene Gesichts­punkte stärker herangezogen werden. Im Fall der militärischen Elite sind die Ab­stammung, der Bildungsgrad und der Militärdienst die wichtigsten Gesichtspunkte. Hinsichtlich der Frage der Herkunft wird es eindeutig, dass die Mitglieder der ungarischen militärischen Elite von 1919 bis 1945, ausnahmslos zur Zeit der Öster­reich-Ungarischen Doppelmonarchie geboren waren, überwiegend zwischen 1870 und 1910. Den familiären sozialen Status betrachtet, sind die Elternhäuser vor allem der kleinbürgerlichen Mittelschicht und deren unterem Teil zuzuordnen. Dieser Teil stellte auch die damalige Schicht der Intellektuellen dar. Bei der Abstammung finden wir viele Staatsbeamte (17%), Gewerbetreibende und Einzelhändler (12%), aber auch Komitatsbeamte, Privatbeamte und diverse staatliche Angestellte, bei denen wir vor allem die Angestellten der MÁV (staatl. Eisenbahn) und der Post hervorheben können (11%). Außerordentlich niedrig war der Anteil von militärischen Befehlshabern aus der so genannten „Herrscherschicht” (Aristokraten, Landbesitzer, Kapital- und Wirtschaftsmagnaten) 5%. Ähnlich verhielt es sich auch mit ländlicher/bäuerli- cher Herkunft (4%) und mit der Herkunft aus der Arbeiterschaft (3%). Aus Fa­milien mit militärischer bzw. polizeibeamtlicher Abstammung, oder Unteroffiziers- Abstammung stammen 5% der militärischen Elite. Aus Familien mit Juristen-, Mediziner-, Lehrer-Hintergrund stammen hingegen 15%. Bei der Frage der Abstammung ist außerdem auch der finanzielle Hintergrund der Abstammungsfamilien zu untersuchen. Denn dieser war nicht selten für die Berufswahl bzw. Berufsrichtung bestimmend. Die vorliegenden Daten - von nahezu jeder Zeiteinheit mit einer Genauigkeit von 75 - 90% - beweisen, dass diejenigen, die die Militäroffizierslaufbahn wählten, durch ihre Abstammung dazu „berufen” waren und aus zu 2/3 besitzlosen Familien stammen. Ungefähr 20% der Familien besaßen Immobilien oder Besitzgüter im Wert von 5000 bis 50.000 Kronen. Nur 5% besaßen Landgut von 500 bis 2000 Morgen. In den Familien wurden überwiegend 3-6 Kinder großgezogen. Aber auch Fa­milien mit 7-11 Kindern waren keine Seltenheit. Diese Großfamilien, welche sich meistens auf nur einen Verdiener stützten, sahen ihre Chance auf Weiterkommen bzw. Bestehen in der Gesellschaft, im Lernen. 116

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