Internationales Kulturhistorisches Symposion Mogersdorf 2007 in Kőszeg 3. bis 6. Juli 2007 (Szombathely, 2014)

Sándor Szakály: Die ungarische Militärelite in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Dafür war selbstverständlich ein entsprechender finanzieller Hintergrund erforderlich bzw. wäre erforderlich gewesen. Dieser wurde von einem Jahresein­kommen von 1500-4500 Kronen nicht gedeckt. Somit blieb für diese Familien die staatlich finanzierte Militärschulausbildung oder eine geistliche Berufswahl. In den verschiedenen militärischen Schulen wurde das Lernen durch staat­liche und private Stiftungen finanziert. Aber Familien mit besserem finanziellen Hintergrund mussten Schulgeld bzw. Studiengebühr zahlen. Diese wurde entweder als volle Summe oder als halb unterstützte Summe gezahlt. Am Ende des 20. Jahrhunderts betrug die Studiengebühr an der Hauptreal­schule der Armee in Sopron 400 Kronen. Zum Vergleich sei hier erwähnt, dass die jährliche Rente der verwitweten Mutter des späteren Verteidigungsministers, Nagy Vilmos, 680 Kronen betrug, zu welcher sie als Ausgleich für die Erziehung der Kinder, einige zehn Kronen jährliche Unterstützung bekam. Dadurch, dass die militärische Ausbildung bereits ab dem zehnten Lebensjahr anfing, gab es Berufsoffiziere, welche nach 10 Jahren voll finanzierter militärischer Ausbildung (Militär-Unterrealschule 4 Jahre, Militär-Oberrealschule 3 Jahre, Militärakademie 3 Jahre) ihre Ernennung erhielten. Etwa 60% der ungarischen Militär-Elite von zwischen 1919 und 1945 genoss während des zehnten und achtzehnten Lebensjahres eine entsprechende, voll durch staatliche oder private Stiftungen finanzierte, militärische Ausbildung. Nach dem 18. Lebensjahr, also auf der Militärakademie betrug diese Rate sogar über 70%. 20% zahlten die vergünstigte bzw. „Halb-Studiengebühr”, während nur 10% so genannte „Vollzahler” waren. Neben der Möglichkeit auf finanzierte Studien spielte auch das Ansehen der Berufsoffizierslaufbahn in der Österreich-Ungarischen Doppelmonarchie eine wichtige Rolle hinsichtlich der Berufswahl. Jene, welche zum Berufsoffizier ernannt wurden, und die Offiziers-Degen­quaste erhielten, waren für jede gesellschaftliche Gruppierung anerkannte Perso­nen. Somit war dadurch die familiäre Abstammung für die Entwicklung der militä­rischen Karriere weniger bedeutend. In die sog. Abstammungskategorie gehören auch noch der Geburtsort und das Geburtsdatum, wie auch die Religionszugehörigkeit. Letztere hatte in der stark katholisch geprägten Österreich-Ungarischen Doppelmonarchie keine wirkliche Bedeutung, genauso wie in Ungarn nach 1919 auch nicht. Im Sinne der Religions­freiheit und - Gleichheit - konnte jeder, unabhängig von seiner Konfession Offi­zier oder Befehlshaber werden. In den Kreisen der militärischen Elite entspricht das Verhältnis der Konfessionen weitestgehend dem Verhältnis in der Gesamtbe­völkerung. Eine wirkliche Abweichung ist lediglich bei Anhängern des jüdischen Glaubens festzustellen. Bei den Anhängern des jüdischen Glaubens war die Wahl der Berufsoffizierslaufbahn weniger üblich. Aber auch diejenigen, welche sich dafür 117

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