Internationales Kulturhistorisches Symposion Mogersdorf 2007 in Kőszeg 3. bis 6. Juli 2007 (Szombathely, 2014)
Goran Hutinec: Das Bürgertum von Zagreb im Urbanisierungsprozess von 1918 bis 1931
Goran H u t i n e c (Zagreb) DAS BÜRGERTUM VON ZAGREB IM URBANISIERUNGSPROZESS VON 1918 BIS 1931 Bis zum Ende des ersten Weltkrieges war Zagreb nur eine der Randstädte Österreich-Ungarns, die sich von ähnlich großen Städten vor allem in ihrer politischen Bedeutung, als Zentrum des autonomen Königreichs Kroatien, Slawonien und Dalmatien, unterschied Diese Autonomie, bestätigt mit dem Kroatisch-ungerischen Ausgleich von 1968, beförderte Zagreb zum Brennpunkt der politischen Aktivität südslawischer Völker im Rakmen von Österreich-Ungarn und ermöglichte ihm ein schnelleres wirtschaftliches Washstum, sowie, verglichen mit anderen kroatischen Städten dieser Zeit, eine ausgeprägtere Erhöhung der Einwohnerzahl. Obwohl diese Prozesse in keinem Verhältnis zu den Zentren der Monarchie, Wien oder Budapest, standen, bis zum Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts bildete sich eine elitäre Bürgerschicht, die in ihrem Lebensstil Vorbilder aus österrechisch-ungarischen Metropolen sowie aus anderen europäischen Städten nachzuahmen versuchte. Diese Stadtelite war wirtschaftlich und gesellschaftlich in mitteleuropäische Kreise eingebunden. Sie gewann ihre gesellschaftliche Legitimation größtenteils durch Angehörigkeit zu höheren Schichten der post-feudalen österreich-ungarischen Gesellschaft, sie war empfindlich auf soziale Unterschiede und ihre öffentliche Zurschaustellung. In ihrem Lebensstil hob sich die Zagreber Stadtelite von ihrer Umgebung sichtlich ab. Um die Jahrhundertwende bildeten Bauer die Mehrheit der Einwohner und der Großteil der Städtebewohner lebte in der Stadt erst in der ersten oder zweiten Generation, ohne ihre Beziehungen mit ruralen Gebieten, aus denen sie stammten, zu lösen. Dies vertiefte zusätzlich die Unterschiede zwischen ihnen und der Zagreber Stadtelite, die weiterreichender in österreichisch-ungarische Gesellschaft integriert war. Diese Elite war oft besser unterrichtet über neue Modetrends oder andere Ereignisse in europäischen Metropolen als über Umstände in der nächsten Zagreber Umgebung. Gleichzeitige Gleichgültigkeit gegenüber radikalen jugoslawischen politischen Ideen, die die Zagreber Elite bis zum Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts unter dem Einfluss der langjährigen Regierung des Banus Karoly Khuen Hedervary gegen jede anti-ungarisch ausgerichtete Haltung entwickelt hat, trug in hohem Maße dem Schwund der radikalen regierungsfeindlichen Strömungen is Zagreber höheren Schichten bei. In dieser Periode verlagerte sich die politische Initiative teils in kroatische rurale Gebiete (zuerst mit dem Ausbruch der Volksbewegung 1903 und dann mit der Gründung der Kroatischen Volks- und Bauernpartei), aber vor allem in südlichere Gebiete Kroatiens, nach 110