Ferenc József: Kleiner Unitarier-Spiegel. Kurzer inbegriff der geschichte, der dogmen, der kirchenverfassung und der ceremonien der unitarier-kirche (Bécs, 1879)
I. Geschichte
Geschichte. 5 sache bildete den Grund zur Behauptung mancher Historiker, dasz Klausenburg im J. 1540. schon die unitarier Religion angenommen habe. — Soviel indesz ist gewisz, dasz Franz Dávid an den Kämpfen um die Glaubens-Erneuung vom Anfänge her thätigen Antheil genommen hat. Im J. 1557. vertheidigte er in der Abendmahlsfrage dem Kálmáncsehi und dem Melius gegenüber — die zu der Zeit schon Zwingli’s Ansichten in Siebenbürgen verbreiteten — noch Luthers Standpunkt; im J 1559. trat er indesz schon ihrer Ansicht bei ohne dasz er Kalvins Glaubenssystem, welches dannzeit ebenfalls nur im Gestalten begriffen war, in der Gänze angenommen hätte. Der Charakter des Franz Dávid, den gar manche in seiner reformatorischen Laufbahn des Schwankens beschuldigten, soll und kann nur mit Voraugen—halten des Vorangeführten richtig beurtheilt werden. Allhier ist nicht von einem eigentlichen Religionswechsel die Rede; denn die verschiedenen Glaubensformen haben erst später eine bestimmte Gestaltung angenommen.— Der Umstand sohin, dasz Franz Dávid die kath. Religion mit der Lutherischen, diese dann mit der Kalvinischen und später mit der Unitarischen vertauschte, läszt in der selbstwahren Bedeutung keine andere Folgerung zu, als dasz er von den in diesen Glaubenssysthemen aufgetauchten einzelnen Ideen stets der seiner inneren Überzeugung nach richtigeren beitrat und diese dann mit einer hohen— ihm, Kraft seiner ausgezeichneten geistigen Gaben, eigenthümlichen — Energie vertheidigte, und es kann mit voller Bestimmtheit behauptet worden, dasz Franz Dávid auch ehedem, namentlich im J. 1564. als die gegenüberstehenden Partheien in der Abendmahlsfrage in der Nagy-Enyeder Versammlung ihren letzten Kampf kämpften , bezüglich der Einheit und der Dreifal tigkeit GottesschonUnitarier war, d. i. dass er Gott — seiner Person nach — für Einen hielt. Franz Dávid, der ehedem schon Bischof, der ungarischen Kirchen-Gemeinden lutherischer Confession gewesen, hat nämlich nach der N.-Enyeder Versammlung—in welcher er zum Bischöfe der in Zwingli’s Lehren constituirten Kirchen Gemeinden und gleichzeitig zum Hofkapellane Johann