Tolna Megyei Népújság, 1973. április (23. évfolyam, 77-100. szám)

1973-04-30 / l00. szám

Den Lesern zum Gruss! Pflegen wir unsere Überlieferungen ! Bereits vor einigen Jahren startete man im Komitat Tol­na eine Bewegung zum Retten von geistigen folkloristischen Überlieferungen und Gegenständen. Die Sammler, Forscher — die meisten sind Pädagogen — leitete die Erkenntnis, dass die noch im Volk lebenden Erinnerungen und die erreichba­ren Gegenstände noch heute gesammelt werden müssen, denn morgen könnte es zu spät sein. Dazu drängt auch die sich mit Riesenschritten entwickelnde neue Lebensform in den Dörfern. Die Dorfbewohner unterstützen diese Sammelarbeit fast überall und ausnahmslos. Die Sammelarbeit trug in den meisten Gemeinden zur Gründung von Heimatkundezirkeln und Kindergruppen bei. Ausserdem hat dies seine anspomende Auswirkung auf die Entwicklung der Nationalitätenkultur, auf die Erforschung der Volkstrachten. In Ortschaften des Komitates, in denen das Sammeln bereits begonnen hat, und sich anschauliches Material fand, wurden bereits schöne Ausstellungen veran­staltet, wie z. B. in Gyönk, Zomba und Pari. Private Nationalitäten-Folkloresammlungen kennen wir nicht. Einige Kulturhäuser, so zum Beispiel Várdomb, be­sitzen echte, alte Volkstrachtenstücke. Ein Nationalitäten- Dorfmuseum gibt es im Komitat nicht. In Bonyhäd wird im Sinne des Beschlusses des Be­zirksparteiausschusses , in dem zum Baudenkmal erklärten Gebäude in der Leninstrasse 10, das bisher gesammelte Ma­terial untergebracht. Bezüglich der Aufarbeitung der Geschichte der Gemein­den gibt es nachahmenswerte Initiativen. In Györköny führt man die Dorfchronik seit 1. Januar 197L Therese Hampls Berufswahl Mit grosser Freude begrüsse ich die ausgezeichnete Initia­tive des Tageblattes Tolna Me­gyei Népújság, viermal im Jahr den deutschsprachigen Ein­wohnern des Komitates eine einseitige Beilage in deutscher • Sprache zu widmen. Wir sind dessen sicher, dass alle Men­schen deutscher Zunge im Ko­mitat Tolna den erwähnten Entschluss begeistert zur Kenntnis nehmen, und mit Aufmerksamkeit und Interesse die deutschsprachige Seite ver­folgen und lesen, und dies um so mehr, als hier auch die li­terarische und heimatkundliche Sektion des Deutschen Ver­bandes Mitglieder führen, wie Johann Brunn, Györköny, Ludwig Fischer, Szekszärd, Jo­hann Herold, Máza, Eva Kniesz, Szakadát, Johann Lückl, Gyönk. Der Deutsche Kalender weist bereits wert­volle Zeilen aus ihren Schrif­ten aus. Floffentlieh wird sich auch hier dieser Kreis von Deutschschreibenden erwei­tern, wobei die Schreibenden ihre Begabung auch im Rah­men der deutschsprachigen Beilage des Tolhaer Komi- tatsblattes unter Beweis stel­len können. So dürfte sich die erwähnte Seite in deutscher Sparche zu einem Sammel­becken entwickeln, aus dem die Tolnaer Deutschsprachigen die Gedanken, ernste und lus­tige Erlebnisse der dort an­sässigen Deutschschreibenden herausholen und gemessen können, in ewiger Erneuerung, dem Beispiel des unermüd­lichen Förderers der schwä­bischen Mundart, Schuldirek­tor a. D. Wilhelm Knabel, fol­gend, der im vergangenen Jahre starb, der' jahrzehnte­lang in wissenschaftlichen Der älteste unter den Vorsitzenden In der Schlosserei bekomme ich Auskunft: Bei der Post in Rictung neue Siedlung gehen, die zweite Strasse links, das zweite Haus auf der rechten Seite der Strasse. Dort wohnt Franz Lösch, der Vorsitzende der Genossenschaft. In HŐ- gyész kommt man leicht ans Ziel: Franz Lösch zum Bei- soiel kennt ein jeder, jeder­mann weiss, wo er wohnt. Seit zwanzig Jahren nimmt er am öffentlichen Leben teil. Seit neunzehn Jahren ist er Vor­sitzender der Handwerkerge­nossenschaft, „der älteste un­ter den Vorsitzenden”, sagte der Lagerist der Schlosserei.« * Wir stossen auf einen Draht­zaun, das kleine Einlasstor steht ^ber offen. Im Briefkas­ten stecken noch Zeitungen. Der sich in Frühlingsordnung befindende Garten verrät die Ordnungsliebe des hier Wohnenden, Jetzt plagt er sich gerade mit dem Sand. — Mein Enkelkind war zwei Tage lang hier, für ihn hab’ ich den Sandkasten gebaut. Sie gingen, der Sand ist aber geblieben. Man muss ihn auf seinen Platz zurückschaufeln — sagt er und invitiert mich ins Zimmer. In Csibrák 300 ln den nachstehend an­geführten Gemeinden leben Nationaiitätenangehörioe deutscher Muttersprache in grösserer Anzahl: in 10 Ge­meinden des Bezirkes Tamá­si 3700, in 28 Gemeinden des Bezirkes Bonyhád 9500, in Csibrák, im Bezirk Dombóvár 300, in Szekszárd 1000. Bei der Schätzung stützte man sich auf den Gebrauch der Sprache. Schriften bemüht war, die Geschichte des Komitates Tol­na bekanntzumachen und be­strebt war, die Bevölkerung mit seinen Schwänken und Humoresken gut zu unterhal­ten, was ihm auch restlos ge­lungen ist. Das Beginnen, eine Zeitung­sbeilage in deutscher Sprache einzufügen entspricht in vol­lem Masse der Nationalitäten­politik unserer Partei und un­seres sozialistischen Vaterlan­des. Im Zeichen dieser Politik fand am 31. März d. J. eine Komiiatsbemtung in Szekszárd statt. Ihr wohnten ungefähr SO Deutsche aus verschiedenen Ortschaften des Komitates bei. Das Referat, vorgetragen von Kálmán Csajbók, Sekretär des Volksfrontausschusses im Ko­mitat, war sehr aufschluss — und lehrreich. Auch die sich diesem anschliessenden Dis­kussionsbeiträge von Dr. Karl Gesztesi, Bátaszék, Paul Hoff- mann und László Zombai aus Szekszärd, Peter Koch, Bony- hár, Dr. László Kővágó, Buda­pest, Dr. Johann Krauth, Pécs, Johann Lamm, Ignaz Orova und Franz Rauth aus Német­kér, Karl Schmidt, Váralja und Frau Theresia Vilmos aus Vár­domb waren aktiv, umfassend, sich auf Vergangenheit, Ge­genwart und Zukunft erstre­ckend, politich durchdacht, und vor allem aufgeschlossen und Hessen die Liebe zur eigenen Kultur erkennen. Das Referat und die Dis­kussion bewiesen, dass die Deutschen im Komitat Tolna nicht nur int allgemeinen für den sozialistischen Aufbau grosses Interesse bekunden, sondern dass sie ihre schwä­bische Kultur lieben, erschlies- sen und fördern wollen. Auf Wir stehen in der strahlen­den Apriisonne auf dem Gang. Gestern hat es geregnet, man sieht es beinahe, wie das Le­ben wiedererwacht. — Unterhalten wir uns hier in der Sonne — schlage ich Franz Lösch vor. — Gehen wir nur in die Stube, die ist für die Unter­haltung da, nicht der Hof. Die Frau stellt Wein auf den Tisch, der Mann bietet Ziga­retten an. — Wir kommen wegen Ihrer Pensionierung. Er lächelt. — Offiziell gehe ich erst ab X. Mai in Rente. Jetzt habe ich einen Monat lang Urlaub, so ordnet es das Grundstatut an. — Genosse Lösch, wie fing es eigentlich mit der Genossen­schaft an? — Sechzehn Handwerker ve­reinigten sich: vier Schuster, drei Schneider sowie Damen — und Herrenfriseure. Mit dem Organisieren begann wir im Herbst 1951; es wurde dann aber Februar 1952, bis wir in die renovierten, umge­bauten Geschäfte einziehen konnten. Zwei Jahre lang ar­beitete ich als Friseur, dann wurde ich zum Vorsitzenden gewählt. Jetzt, im Frühling ist es neunzehn Jahre her. — Eigentlich könnte man sagen, dass Sie in Hőgyész nicht nur Gründungsmitglied, sondern von Anfang an auch Leiter der Genossenschaft wa­ren, denn nach Ihrem Beitritt wurden Sie sofort zum Vor­standsmitglied gewählt — Richtig. Die Menschen hatten nicht nur bei der Or­ganisierung der Genossen­schaft Vertrauen zu mir, son­dern auch, wenn es um ande­re Angelegenheiten ging. — Arbeitet noch jemand von den Gründungsmitglie­dern in der Genossenschaft? — Noch zwei. — Sie haben mit sechzehn Leuten angefangen. Wieviel diesem Gebiete erhalten die Deutschsprachigen vom Komi­tat Tolna beratende Hilfe in ihrer Muttersprache. Die Spal­ten dieser Beilagenseite wer­den das Interesse der Leser wecken und ihre Aufmerksam­keit fesseln. Es ist also nicht wunderzunehmen, dass der Deutsche Verband dem Er­scheinen der deutschsprachi­gen Beilage des Komitatsblat- tes Tolna Megyei Népújság mit grosser Erwartung entgegen­sieht. Der Deutsche Verband will mit dem Blatt eng Zu­sammenarbeiten und unsere Antwort auf diese Initiative ist sehr positiv. Wir sind da­von überzeugt, dass die kultur­politische Arbeit im Komitat Tolna ein immer höheres Ni­veau erreicht und versprechen der Tolna Megyei Népújság unsere volle Unterstützung und Hilfe bei den redaktio­nellen Arbeiten für die Beila­ge. Alle Deutschsprachigen des Komitates Tolna bitten wir, die für sie bestimmte Ausgabe bestens aufzunehmen und ihr Mitteilungen zukommen zu lassen, damit sich ein allge­mein übersichtliches Bild entfalten kann. Dr. Friedrich Wild Generalsekretär des Deutschen Verbandes Menschen arbeiten jetzt in der Genossenschaft ? — Nun sind wir mehr als zweihundert, die in einem hal­ben Dutzend von Handwerk­szweigen arbeiten: Bauleute und die dazugehörenden Fach­handwerker, eine eigene Schlosserei, Kupferschmiede und Weber. Wissen’s wir hat­ten hier eine schlecht geleitete Weberei. Der Gemeinderat und die KISZÖV haben uns die Übernahme des Betriebes vor­geschlagen. Wir betreiben die Frottierhandtücher produzie­rende Weberei mit Gewinn. — Ist die Genossenschaft reich? — Nun, unser Vermögen er­reicht 6 Millionen Forint. Jetzt bauen wir ein Betriebs­gebäude, wozu wir 500 000 Ft Kredit aufgenommen haben. Vor kurzem fand die Schlus­sabrechnung über das vergan­gene Jahr statt. Auf einen Fo­rint Lohn konnten wir acht Fillér Anteil auszahlen. Nie­mals und nirgendwo in der Umgebung hat man je soviel Anteile ausgezahlt. — Ab Mai gehen Sie, Ge­nosse Lösch, in die wohlver­diente Pension, in den Ruhe- stant. Wie gestalten sich dann die Pensionisten Wochen und Monate? — Die Leitung bat mich, die Genossenschaft noch nicht zu verlassen. Soviel wie offiziell erlaubt ist, arbeite ich weiter. Offiziell, denn umsonst geht man in die Rente, ein Lebens­werk, eine gut wirtschaftende Genossenschaft kann man nicht verlassen. — Hat man Sie vielleicht gar nicht verabschiedet?... Sein Gesicht heitert sich auf, er erzählt ausführlich, wie man von ihm in Szek­szárd bei der KISZÖV und zu Hause in der Genossenschaft Abschied genommen hat. Franz Lösch geht am 1. Mai in den Ruhestand, aber nicht in einen untätigen Ruhestand. Die drei Freundinnen wähl­ten bereits Berufe. Ilonka Ju­hász beward 6ich um Aufnah­me beim Landwirtschaftlichen Technikum in Palánk, Elisa­beth Wäger wird Verkäuferin, Therese Hampl will Kondito­rin werden. Die drei Mädchen gehen in die 8. Klasse der Grundschule in Aparhant. Wir suchen The. rese Hampl auf, um uns zu erkundigen, warum sie eben den Beruf einer Zuckerbäcke­rin erlernen möchte. Ausser­dem wollen wir aber auch erfahren ob sie gut lernt und wie heute ein 14-jähriges Mädchen auf dem Lande seine Freizeit verbringt. Therese und ihr jüngerer Bruder sind in der Schule. Mutter und Vater arbeiten in der LPG. Grossmutter aber ist zu Hause, und sie erzählt immer gerne von ihren Enkelkindern. — Wie lernt die Terike? — In der 7. Klasse war das Lernergebnis 4,5. Ich hoffe, sie bringt auch heuer kein schlechteres Zeugnis mit nach Hause. — Wem kam die Idee, dass das Mädchen Konditorin wer­den solle? — Den Beruf wählte das Mädchen selbst, obwohl die Eltern es viel lieber in das Volkswirtschafts-Technikum schicken würden, aber die Teri will davon nichts wissen, sie möchte un­bedingt Zuckerbäckerin wer­den. Wir wohnen in Szentlö- rinc, im Komitat Baranya. ÁFÉSZ unterhält dort eine sehr schöne Konditorei. Wir nehmen die Teri dann zu uns, sie wird in Lőrinc in die Lehre und nach Pécs in die Schule gehen. Bei uns arbeitet wirklich alles in der Land­wirtschaft. Mein Mann ist LPG-Vorsitzender, mein Schwiegersohn ist hier in Aparhant Traktorist, meine Tochter arbeitet in der Gärt­nerei. Es ist schon so, dass die heutige Jugend nicht mehr gerne in der Landwirtschaft arbeitet. Aber so wie die an­deren Eltern, so möchten na­türlich auch wir, dass die Kin­der einen Beruf erlernen, an dem sie ihre Freude haben, und der nicht zu anstrengend ist. Vor der Befreiung hatten wir ein Ladengeschäft, aber etwas Ackerland hatten wir immer zu bearbeiten. Die El­tern meines Schwiegersohnes waren Taglöhner, er selbst hatte früher in der Molkerei gearbeitet, dann war er Ma­terialbeschaffer geworden, später dann Traktorist hier in der LPG. — Wann haben Sie gebaut? — Dieses Haus wurde vor vier Jahren fertig. Es hat drei Zimmer, die Kinder haben ihr eigenes. Meine Tochter und ihr Mann verdienen recht gut in der LPG. So haben sie keinen Grund, über irgend etwas zu klagen, aber sie ar­beiten auch viel. — Welches ist Terikes Lieb­lingsfach in der Schule? — Ungarische Literatur. Sie liest sehr gerne. Sie holt sich immer Bücher aus der Bib­liothek, aber auch zu Hause hat sie schon eine Menge Bü­cher. Die in der Schule behan­delten Werke von János Arany, Mór Jókai, Géza Gárdonyi, Kálmán Mikszáth, Scholochow stehen alle auf ihrem * Bü­cherbrett. Natürlich hat auch sie. wie die heutige Jugend überhaupt, die Tanzmusik gerne. Wenn sie mit dem Ler­nen fertig ist. Wird das Ton­bandgerät oder das Radio aufgeknipst; sie hört sich alle Unterhaltungs musikprogram, me an. Sonntagnachmittags nimmt sie das Magno in die Konditorei mit, wo sich die Jugend unterhält. Teri kennt alle Schlagersänger, von Zsu­zsa Koncz zum Beispiel, fehlt ihr auch kein einziges Lied auf ihrem Tonband. — Waren Sie schon im Ausland? — Vor zwei Jahren waren wir in der BRD, bei den in Stirpach bei Frankfurt am Main lebenden Verwandten. Im vergangenen Jahr waren wir in der Tschechoslowakei, dieses Jahr wollen wir nach Rumänien. — Kennen die Kinder et­was aus der Geschichte der Schwaben? — Bislang wissen sie nicht viel davon, aber wenn sie heranwachsen, wird es sie sicher interessieren. — Sprechen Ihre Enkel­kinder deutsch? — Die Urgrosseltern konn_ ten kaum ungarisch. Als Kin­der gingen sie zu ungarischen Familien, um ungarisch zu lernen, während ungarische Kinder hierher kamen uns deutsch zu lernen. Bei den Enkeln ist es fast umgekehrt. Sie sprechen schon deutsch, aber halt recht fehlerhaft. Wir bemühen uns, mit ihnen deutsch zu sprechen, denn wir möchten keinesfalls, dass re die Sprache unserer Grossel­tern vergessen.

Next

/
Thumbnails
Contents