Szekszárdi Vasárnap 1993 (3. évfolyam, 1-51. szám)

1993-01-17 / 2. szám

6 * , SZEKSZÁRDI USARNAP 1993. JANUÁR 24. Deutsche Seite Was du ererbt von deinen Vatern hast, erwirb es, um zu besitzen. (Goethe) Volker Braun O CHICAGO! 0 WIDERSPRUCH! Brecht, ist Ihnen die Zigarre ausgegangen? Bei den Erdbeben, die wir hervorriefen In den auf Sand gebauten Staaten. Der Sozialismus geht, und Johnny Walker kommt. Ich kann ihn nicht an den Gedanken festhalten Die ohnehin ausfallen, Die warmen Strafien Des Október sind die kalten Wege Der Wirtschaft, Horatio. Ich schiebe den Gum in die Backe Es ist gekommen, das nicht Nennenswerte. HINAUSSCHAU Unbekanntes Gefühl An der Bushaltestelle in Kleimonok traf ich den Jungen. Er war zu Besuch bei seiner Oma, und ich habe gerade ein Interview im Gemeinde­haus gemacht. Wir sind beide ein bisschen früher dort gewesen, so hat­ten wir noch paar Minuten, uns zu unterhalten. Es ist zwei Jahre her, seit ich ihn das letzte Mai sah. Inzwischen ist er ein tüchtiger Bursche geworden, deswegen kam es mir so komisch vor, dass er mich mit „Kuss die Hand!" grüsste. „Du sollst lieber Servus zu mir sagen", meinte la­chelnd, und mir erzáhlen, ob du nicht bald heiratestf Eirtverstanden Max?"„Mit ersterem ja, zweites kommt nicht in Frage!"„Wieso nicht?" scherzte ich weiter." „Ich trage Trauer, mein Vati ist gestorben." Oh, mein Gott! Unwissentlich habe ich ihm wehgetan, dachte ich betreten, und es trat Stille ein. - „ War er schwer krank?" - „Oh, nein es war Selbsmord!" antwortete der Junge. Er hat seine Arbeitsstelle verloren, und meine Mutti ist auch weggelaufen. Erfand keinen Weg mehr weiter zu leben. „Es tut mir leid", murmeíte ich in blö­dem Mitleid, und schámte mich wegen diesem banalen Ausdruck. Der Bus kam an, und ich war von einem unbekannten Gefühl aus Schmerz und Betroffenheit erfüllt. - bayer ­BÉLA BAYER KNOSPE Fest verschlossen gepanzert gegen Frost und Kalte, gegen rohes Eis bist du doch ­Blüte des Frühlings. Wárme bringt dich zum platzen. Erst scheu dann ungestüm bricht sich dein Bliitenstern Bahn lacht in die Sonne entlich frei. Prag.2.12.1989 Ein gutes WORT kann WUNDER WIRKEN, denn wer sein Bestes geben soll, braucht Beachtung und Aner­kennung. Jane Lindstrom „SUCHE NACH GLUCKSLAND" (Blitzinterview) Unter diesem Titel konnten wir einen Portratfilm sehen, von Konrád Hermann und Elke Scheiber, über dem sorbischen Schriftsteller JURIJ BREZAN. Wir konnten einen szeni­schen Ausflug machen in die Welt seiner literarischen Figuren. „Die persönliche Begegnung mit einem Dichter ist schon etwas Besonderes. Man hat seine Bücher gelesen, Re­den, Aufsatze; hat versucht, seine Gedanken zu ergründen, sich vorge­stellt, was für ein Mensch er sein könnte." In wenigen Wochen wird es schon zwei Jahre her sein, das ich die Gelegenheit hatte Ihn persönlich in seinem Haus in Horni Hajnk Oberlausitz zu besuhen. Dieses Erei­gnis wird für mich unvergesslich blei­ben. Schon wegen der Schrammen an Türen und Möbeln. Vor der klei­nen Anhöhe aus, auf dem die Bre­zans ihren Wohnsitz gewahlt habén, kann man weit ins Lausitzer Land blicken. „Das Hügelchen, auf dem ich wohne, ist fíinf Kornhalme hoch." - sagte er vielmals. „Es ist ein Punkt in der Welt, ein bewusst ge­wáhlter Punkt in einer im guten und im schlechtesten als unteilbar begrif­fenen Welt." Ludmilla Brezan kam, und holté uns eine Tassé Tee. Mit dem Dichter spricht sie sorbisch. - Herr Brezan, ich habe mehrere Ihrer früheren Arbeiten gelesen. Aus diesem Grund interessiert mich sehr, woran Sie arbeiten. - Zur Zeit arbeite ich an meinem neusten Román, den ich noch in die­sem Jahr beenden werde. Ich gab den Titel „Olim". Diese Arbeit ist wiederum ein Versuch, Autobiogra­phisches aufzuarbeiten. - In welcher Sprache schreiben Sie? - Meine Muttersprache ist sor­bisch. Dennoch fiihle ich mich zug­leich auch fíir einen deutschsprachi­gen Schriftsteller. Ich benutze so­wohl die sorbische als auch die deut­sche Sprache. Ich finde jedoch nicht für wichtig, in welcher Sprache man sich áussert. Als fíir wichtig er­scheint, mir, was man sagt und wie man es sagt. Dabei gehe ich immer davon aus, dass die ganze Wahrheit in der Literatur nicht von den darin Fakten geschliederten, sondern vom Leser abhengt. In diesem Zusam­menhang möchte ich sagen, dass| was geschrieben würde ist, egal vS welchem Literaten, immer nur von den besten Überzetzern bzw. Nach­dichtern in die Hand gekommen werden sollte. - Ja, das ist wichtig. Ich glaube das auch so. Ich hoffe, dass die autobiographi­sche Arbeit ist schon fertig, und dass seine Leser davon wieder ein bis­schen reicher geworden sind. In Bu­dapest konnten wir uns leider nicht sehen, aber ich bin immer froh, wenn ich etwas neues von Ihm hö­ren, bzw. sehen kann. Béla Bayer Ein Leben vollende sich in grosser Würde, und wer Zeuge war, meinte nun zu wissen, dass keiner so aus dem Leben ge­hen kön^M der nicht so durch das Leben ge­gangen sei. Was aber ist das: In Würde das Leben gehen? (Brezan: Bild des Vaters)

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