Szekszárdi Vasárnap 1993 (3. évfolyam, 1-51. szám)
1993-03-14 / 10. szám
„ SZEKSZÁRDI fASARNAP 1993. MÁRCIUS 14. Deutsche Seite Unspielbar die zerschlissene Wahrheit Du verstehst nicht dafi du nicht verstehst... (Berger) Ludwig Fischer Die Nacht Die Nacht vom 16.12.1946 war voller Angst und voller Not. Als ich den Bahnhof schweiBnaB erreichte, hörte ich noch den Fernwehschrei des Abend zuges, sonst war es unheimlich still. Das Bahnhofsgebaude war schon dunkel, leise ging Schnee nieder, und ich stand dort in der Fremde in meinen Holzpantoffeln, mit naCen FüBen und wollte am liebsten weinen, bitterlich wollte ich weinen, war ja so fürchterlich alléin. Am Vormittag war noch alles wunderbar. „Alsó, mach's gut, Junge!" sagte Vater. „Die Arbeiter bringen dich mit der Draisine nach GroBdorf. Dort machst du den Direktor der Bürgerschule ausfindig und erkundigst dich nach den Möglichkeiten, deine Prüfungen betreffend. Vielleicht werden wir mit deiner Mutter soviel verdienen." „Danke, Vater!" „Da, nimm unser Geld! Mehr habén wir nicht. Und verliere es nicht! Kommst dann mit dem Abendzug zurück. Mit dem Geld besorgst dir die Fahrkarte." Vater winkte mir láchelnd zu, und die Draisine setzte sich in Bewegung. Bald hatten wir die Weichen hinter uns. Die Rader surrten, der kalte Wind wehts uns leichten Schnee ins Gesicht. Die Fahrt wurde immer schneller. Baume sausten vorbei, Telephonmasten liefen uns zu. „Nicht fíirchten!" rief mir der Arbeiter mit dem dicken Schnurrbart zu. Und wir waren auch schon auf einer hohen Brücke. Ein hohles Donnern und weiter gings auf der Strecke. Wir fuhren an Bahnwarterhauschen vorbei. Hunde jagten uns nach... Am Bahnhof GroBdorf meinte der mit dem Schnurrbart. „Das Dorf liegt etwas entfernt. Drei Kilometer in Holzpantoffeln ist kein Hochzeitszug, Junge!" „Tue ich gern." „Mach's gut!" Ich láchelte noch beiden zu und machte mich frohen Herzens auf den Weg. 2. Am Abend hatte ich aber am liebsten weinen wollen, bitterlich weinen dort vor dem dunklen Bahnhofsgebaude. Dann suchte ich die Tür zum Warteraum. MufFig und dunkel war es im Raum. Ich setzte mich an den Eisenofen. Etwas Warme. Ein dumpfes Poltern weckte mich spater aus meinem Schlummern. Kalte Luft strömte in den Raum. „So ein Sauwetter!" meinte die Mánnerstimme. „Verdammtes Sauwetter!" Er trat zum Ofen. Langer Wintermantel, Pelzkappe. Leichter Schnapsgeruch. „Alleine hier?" „Ja." „Alsó bist du alléin! Und aus welchem Grundé? Aus welchem Grundé bist du hier, Kleiner?" „Ich..." „Das stimmt, aber Sebastian tut immer seine Pflicht. Ist das klar, Kleiner? Schön, was? Man ist angestellt und man hat seine Pflicht." Er setzte sich zu mir auf die,Bank. „Siehst du, Kleiner, ich bekleide einen wichtigen Posten. Ich bin Nachtwachter bei der Eisenbahn. Der Minister schlaft schon in seinem Bettelein, Sebastian aber ist auf den Beinen. Würde bringt Bürge! Alsó habe ich doch zu erfahren, aus welchem Grundé du im Wartesaal des Bahnhofs kempierst?" . „Ich habe den Abendzug verpaBt." „Eine heikle Angelegenheit, Kleiner, muB ich dir schon sagen. Der nachste Zug fáhrt erst um sieben in der Früh, und ich muB mich an die amtlichen Vorschriften haltén. Siehst du, Kleiner, ich muBte bei diesem Sauwetter aus dem Dorf heraus, um den Raum hier zu schlieBen." „Darf ich hier bleiben?" „Kommt nicht in Frage." „Bitté!" „Hast dich bestimmt an ein Mádel herangemacht." „Nein, nein!" „Lafi das Zeug! Verantwortungslosigkeit usw., usf." „Ich muBte mit dem Herrn Direktor der Bürgerschule sprechen." „Nanu!" „Vater meint, wir sollten froh sein, daB wir mit dem bloBen Leben davongekommen sind." „Mit dem bloBen Leben?" „Mutter und ich flüchteten aus den jugoslawischen Lagern nach Ungam, Vater kam aus dem Krieg. Jetzt wohnen wir in Oberdorf am Bahnhof in einer Holzbude." „Nanu!" „Vater sagt, man hat uns in Jugoslawien alles genommen, ich sollte hier in der Bürgerschule wenigstens meine Prüfungen machen. Vielleicht verdienen wir soviel... Der Herr Direktor hatte Besuch. Ich muBte sehr lange warten." „Alsó bist du dann, Kleiner so was, wie ein Student." Er suchte in seinem Wintermantel. „Nimm, Kleiner! Schnaps in meiner Flasche." „Ich trinke keinen Schnaps." „Schade! Dann werde ich einen Schluck zu mir nehmen. Siehst du, Kleiner, mir blieb nur noch mein Schnápschen. So. Ich wollte auch studieren. Jawohl, wollte ich das. Musik. Ich wollte Musiker werden. Klavier. WeiBt du?" „Und?" „Hie und da mache ich etwas Larm im Wirtshaus mit meiner Harmonika. WeiBt, hie und da. Jetzt organisiere ich dir noch etwas Kohlé, und wenn du Glück hast, bemerkt dich der Bahnhofsvorsteher nicht. Ich werde nicht schlieBen." „Danke!" „Schon gut." Bald saB ich wieder alléin auf der Bank am altén Ofen. Ich trocknete meine Socken. Die wohlige Warme schlummerte mich ein. Ich traumte, ich ware in Oberdorf in der kleinen Holzbude. Mütterchen war wieder voller Angst, Vater meinte, es wird sich schon alles regein. Dann saBen wir alle drei vor der Holzbude in der warmen Frühlingssonne. Eine donnernde Stimme zerrte mich aus dem Schlaf. „Raus mit dir aus dem Warteraum! Los, los, sonst mache ich dir Beine! Und die Kohlé? So ein Gesindel! Die meinen, der Bahnhof ware ein Hotel, eine Unterkunft! Eine Unterkunft fur's Gesindel!" „Ich..." „Nimm deine Klamotten und raus! Verschwinde! Hier bestimme ich!" „Bitté." „Raus, raus!" (Fortsetzung folgt) • • da^ laff Uber Alkohol und Drogén (Interview) „Alkohol und Drogén machen nicht die Probleme kapud, sondem uns!" Der Alkoholismus bei Jugendlichen unter 18 Jahren hat in den letzten zwanzig Jahren zehnfach zugenommen, und auch die Zahl der Rauschgiftsüchtigen zeigt eine steigende Tendenz -, unterrichtete Susanne Adorján, Psychologin -, der Tend geht eindeutig zu harten Drogén. Auf den Weg zu dj Drogén flihrt oft ein ÜberdruB an sererLeistungs-Konsum-Gesellscha: Da lohnende Lebensziele anscheinend fehlen, wachst die Versuchung, im Alkohol und in Drogén. Erlösung, leichtes Abenteuer und befreienden Rausch zu suchen. Doch aus Alkoholismus und Rauschgiftsucht kehrt man nicht so leicht zurück - setztefort Frau Adorján -, und selten ohne bleibenden körperlichen, seelischen und sozialen Schaden. Da die Gifte einerseits den Geist abstumpfen und die Bereitschaft zu geregelter und fester Arbeit lahmen, anderseits aber eine Menge Geld kosten, erliegen viele Süchtige der Sekundar - Versuchung zur Kriminalitat. Sie bedienen sich des Diebstahls, des Raubs, notfalls auch des Raubmordes, um sich die Mittel für den náchsten „SchuB" zu verschaffen. Die Süchtigen sind in der grófién Mehrheit junge Leute das Schwergewicht verlagert sich auf immer jüngere Jahrgánge. Diese erschreckende wicklung ist ein Alarmzeichen für wW bewaltige sozial-psychologische Probleme, auch wenn man gewiB nicht alle Verantwortung einfach der Gesellschaft in die Schuhe schieben kann. -bSchmunzeln Gleiche Rechte „ Weifit du, was im Drogistenkalendersteht?" ruft derMann aus derKüche, „dafi Ehen in denen Mann und Frau die gleichen Rechte habén, stabilersind als andere!" „Red'keinen Quatsch" ruft die Frau zurück: „Schal den Spargei!" Nicht alle „Komisch Mama, alle Marchen fangen an mit". „Es war einmal..." sagt die kleine Tochter. „Nicht alle, mein Kind. Spater beginnen sie mit". „Liebling, ich bin im Büro aufgehalten worden!" • J