Ciubotă, Viorel - Nicolescu, Gheorge - Ţucă, Cornel (szerk.): Jurnal de operaţiuni al Comandamentului Trupelor din Transilvania (1918-1921) 2. (Satu Mare, 1998)

Lingvistică şi etnografie / Sprachwissenschaft und Volkskunde / Nyelvészet és néprajz - Contacte culturale în prezentarea muzeografică / Kulturkontakte in der musealen Präsentation / Kultúrák találkozásának múzeumi ábrázolása

548 Marcela Semanáková, Dominique Soulas de Russel Ungarn war der Pastor an das Gegenteil gewöhnt, an die Skandale, Schläge­reien und besonders an unendlichen Alkoholverzehr. Ján Vansa setzte fort, fand deutsche Sparsamkeit etwas zu ausgeprägt: „Meine Schäfchen sind gute Menschen, aber sie geben nur ungeme Geld aus.“ (S. 255). Die Autorin ging auf das schon bei Záborsky erwähnte Phänomen der slowakischen Vorliebe fürs Gesang zurück und verglich diese mit den fast „gesanglosen“ Deutschen. Diese Einschätzung dokumentiert das folgende Zitat: „Sonst haben unsere Lomnicer keine Lieder, vor allem keine Liebes- oder Scherzlieder, man hört eher Gelegenheitslieder, wie zum Beispiel das Heiliger-Johannus-Lied, ... Wenn sie aber die junge Braut "hauben"46, singen ihr die Mädchen ein slowakisches Lied ... Dabei tanzen sie oder hüpfen um die junge Braut umherum. Es will ein Tanz sein, sieht leider anmutlos aus.“ (S. 257). Von Terézia Vansovás sachlichkeitsbemühten Beschreibungen der Zipser Deutschen und deren Lebensweise lässt sich ihr Gesamtbild eines typischen Deutschen skizzieren. Der nüchtern^, zu sich und zu anderen strenge Deutsche ist ein Mensch, welcher auch unter schwierigen Bedingungen hart und fleißig kämpft und arbeitet. Er liebt Ordnung, ist zuverlässig und hält sich unter ständiger Selbstkontrolle. Von den Slowaken wird er, wenn nicht unbedingt als fremdartig, wenigstens als unterschiedlich empfunden. Terézia Vansová äußerte sich zur sonderbaren Mundart der Dorfbewohner: „Das Deutsch unserer Lomnicer und wahrscheinlich aller Zipser Deutschen ist merkwürdig mit slowakischen und polnischen Ausdrücken gemischt.“ (S. 251-252). Der Assimilationsprozess und die Annahme fremder Einflüsse waren im Sprachbereich besonders spürbar. Aber als Gegenstück zur Behauptung von Vajansky in Die Pester Deutschen ohne Theater, in welchem er den Identitätsverlust der Deutschen Oberungams kritisierte, steht die Aussage von Terézia Vansová, wonach diese ihre Seele nicht verloren haben: „Die Zipser, groß und klein, gebildet und ungebildet, unterwarfen sich eine Zeitlang freiwillig dem ungarischen Einfluss zu Hause sowie in den Schulen, aber sie liebten ihre Sprache über alles, sie schämten sich nicht für sie, hatten ihren Zipser-deutschen Verein auch in Pest, pflegten ihr Dialekt, in welchem sie Verse und humoristische Skizzen schrieben. Diese wurden in dem Wochenblatt ,Die Karpatenpost‘ veröffentlicht.“ (S. 252). Vajanskys Behauptungen erfuhren durch Terézia Vansová eine Differenzierung hinzu. Sie unterschied, nicht ohne dabei erstaunt zu sein, zwischen dem kulturellen Verhalten der Karpatendeutschen 46 Ein Hochzeitsbrauch, bei dem alle unverheirateten Mädchen des Dorfes beim Haubenaufsetzen der Braut helfen.

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