Ciubotă, Viorel - Nicolescu, Gheorge - Ţucă, Cornel (szerk.): Jurnal de operaţiuni al Comandamentului Trupelor din Transilvania (1918-1921) 2. (Satu Mare, 1998)
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Die Entmythisierung des (karpa ten)deutschen Bildes 547 Zurück zu diesem Lebensabschnitt kehrte Vansová in ihren Memoiren Járt Vansa.45 Terézia Vansová beschrieb das Leben im deutschsprachigen Dorf mit Genauigkeit, wie auch seine fleißigen Bewohner, die einen schweren Kampf mit der wildrauhen Natur führten: „Man sieht den Fleiß der Bauer, aber auch bei der mittleren Ernte vermitteln diese steile, von heftigen Stürmen gequälte Berge einen bedrückenden Eindruck, besonders für jemanden, der gerade aus dem reichen fruchtbaren Land gekommen ist. Nur großer Arbeitswille und Liebe zu diesem geizigen, im dunklen Walde versteckten Erdstück bringt eine mäßige Ernte.“ (S. 245). Das erste individuelle Porträt der slowakischen (Zipser) Deutschen taucht bei der Erwähnung Vansovás Schwiegermutter auf: „ ... sie, als echte Zipserin, war außerdem praktisch, sparsam, ordnungs- und sauberkeitsliebend, so dass ihr Haushalt immer liebevoll und gemütlich wirkte, nicht nur auf die Kinder, sondern auch auf Gäste und Reisende.“ (S. 177). Diese Vorstellung der peinlich ordentlichen Ehefrau eines durchschnittlichen Zipser Deutschen war für die slowakische Volksvorstellung gängig. Die innere und äußere Steifheit der Karpatendeutschen war auch in der nächsten Passage von der Autorin hervorgehoben, in welcher sie einen Bewohner von Lomnicka balkanischer Herkunft mit seinen nichtslawischen Mitbürgern verglich: „Der heißblütige Pancerevic trug diese Demütigung nur sehr schwer. Er war tief beleidigt. Ich verstehe nicht, wie dieser kräftige Bursche unter diesen stillen, nüchternen Menschen aufwachsen konnte. Sie waren nicht fähig laut aufzujauchzen, aufzuspringen oder zu spielen. Seine Erscheinung hat sich von den blonden Lomnicer stark unterschieden. Seine gelenkige, stattliche Gestalt und regelmäßige Gesichtszüge, schwarze Augen und Haare verliehen ihm den Ruf eines mutigen, ungewöhnlichen Menschen, eines Südslawens!“ (S. 294). In diesem Ausschnitt wirkte Vansová als Fortsetzerin eines festen Teilmythos, des Bildes des innerlich gebändigten Deutschen, der seine Gefühle und sein Verhalten unter Kontrolle hält. In der Beschreibung der Hochzeittraditionen und -bräuche der Zipser Deutschen vermittelte Terézia Vansová deren Geist und Charakter beinahe im ethnographischen Stil Caplovics. Sie übernahm dafür wortwörtlich manche Tagebuchbemerkungen ihres Mannes: „Es läuft hier alles anständig,... ohne Lärm, maßlose Säuferei oder Prügelei... Nachmittags betet der Brautwerber, er singt auch, und der ganze Hochzeitszug singt mit ihm. Es gibt keine anstößigen Szenen ...bei der Unterhaltung sind sie ohne Ausgelassenheit ...“ (S. 255-257). Bei ähnlichen Festen der Slowaken bzw. 4Í Vansová, T.: Ján Vansa, In: Drahépostavy (Liebe Gestalten). Bratislava 1978, S. 265