Ciubotă, Viorel - Nicolescu, Gheorge - Ţucă, Cornel (szerk.): Jurnal de operaţiuni al Comandamentului Trupelor din Transilvania (1918-1921) 2. (Satu Mare, 1998)
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Die Entmythisierung des (Karpaten)deutschen Bildes 543 In den 80-er Jahren tauchte auf der slowakischen kulturellen und politischen Szene der Schriftsteller und Publizist S. H. VAJANSKY auf, der Sohn von J. M. Húrban. Vajansky verbrachte seine Jugend in Deutschland. Als Sprößling eines Ehrendoktors der Leipziger Universität war er in deutschen Privatkreisen und Schulen besonders gerne gesehen. Die konservativ-protestantische Erziehung seiner Familie und der deutschen Schulen prägten seit seiner Kindheit Vajanskys Weltanschauung. Er ging in Stendal bei Berlin (1863-66) zur Schule. Während des Krieges von 1866 wurden die preußischen Schulen geschlossen, sodass er sein Abitur am Gymnasium von Banská Bystrica ablegte. Während dieses Aufenthaltes und des anschließenden Jurastudiums in Bratislava erwarb er tiefgründige Kenntnisse der deutschen Literatur. Ihr Einfluss ist in seiner Prosa und in seinem literaturtheoretischen Werk unübersehbar. Vajansky, als politische Zentralfigur seiner Zeit, äußerte sich in seinen publizistischen Artikeln zu germanentumsbezogenen brennenden Fragen. Er kritisierte die damalige Politik eines „Deutschlands der Tat“ aber er bewunderte zugleich das progressive „Deutschland des Geistes“35, womit er vor allem das Deutschland der ersten Hälfte seines Jahrhunderts meinte. In der Artikelserie Ein Deutscher über die Slawen, welche 1884 die von ihm gegründete Nationalzeitung veröffentlichte, negierte Vajansky die damals bestehenden negativen Images des Deutschtums. Er befand, dass der alte Haß gegen die Slawen, den die deutschen Ansiedler mit sich brachten, inzwischen verschwunden war, sodass nun optimistisch in die Zukunft geblickt werden konnte. Er bemühte sich, die nationalen Vorurteile zwischen Deutschen und Slawen zu entmythisieren, oder zu verneinen: „Es ist nicht wahr, dass die Deutschen die Slawen hassen würden, dass dieser Haß ihnen angeboren wäre. Dieser Haß ist ein künstliches Produkt der miserablen Journalistik.“36 37 Die philosophische und kulturpolitische Artikelreihe Germania im Zenit ihrer Stärke, in der Nationalzeitung im September 1888 veröffentlicht, stellte den publizistischen Gipfel von Vajanskys Tätigkeit dar. Es ging um eine geschichtliche Zusammenfassung des Deutschtumsbildes bei den Slowaken. Vajansky bekundete einerseits seine Missbilligung der preußischen Politik mit ihrer Herrshaftssucht.'17 Andererseits gab er aber zu, 35 Zit. In: Krajcovic, M., a.a.O., S. 20. 36 Vajansky, S. H.: Nemec o Slavianoch (Der Deutsche über die Slawen), 1884. Zit. in: Krajcovic, M., a.a.O., S. 21. 37 s. Krajcovic, M., a.a.O., S. 26-27.