Ciubotă, Viorel - Nicolescu, Gheorge - Ţucă, Cornel (szerk.): Jurnal de operaţiuni al Comandamentului Trupelor din Transilvania (1918-1921) 2. (Satu Mare, 1998)
Lingvistică şi etnografie / Sprachwissenschaft und Volkskunde / Nyelvészet és néprajz - Varietăţi şi uzanţe lingvistice / Sprachvarietäten und Sprachgebrauch / Nyelvi változatok és nyelvhasználat
Der heutige Spra chgebra uch in Petrifeld 473 sozialen Verkehr der damaligen Gesellschaft einnehmen konnte, wurde sie im Bewußtsein der heranwachsenden Generationen verdrängt. Um den konkreten Sprachgebrauch der schwäbischen Bevölkerung in Petrifeld zu beschreiben, möchte ich zwei für Sprachinseln charakteristische Begriffe einführen, und zwar jene der „Domäne“ und des „sozialen Netzwerkes“. Nach J. Fishman lassen sich soziolinguistische Domänen definieren als „gesellschaftliche Konstrukte, die durch sorgfältige Analyse und Zusammenfassung offensichtlich kongruenter Situationen ableitbar sind“. Auf diese Weise können Domänen wie Familie, Schule, Berufs- und Arbeitswelt, Nachbarschaft, Kulturwelt, Öffentlichkeit u. a. etabliert werden, die mit einer Sprache kongruent sind. Ferner, um die Interaktionsebenen und die Aggregate, an denen Leute in einer Sprachgemeinschaft teilnehmen, analysieren zu können, wird der Begriff des „sozialen Netzwerkes“ eingeführt, durch den die Faktoren, die das sprachliche Repertoire von Sprechern beeinflussen, definierbar sind. Von den Steuerungsfaktoren, von denen die Kodewahl abhängt, erwies sich im Falle der Petrifelder schwäbischen Sprachgemeinschaft vor allem der Gesprächspartner und dessen sprachlichen Repertoire als ausschlaggebend. Als zweiter Faktor ist das Alter als relevanter Faktor bei der Wahl verschiedener Sprachen innerhalb der Untersuchungsgruppe zu erwähnen, im Sinne, dass die ältere Generation untereinander auch noch Schwäbisch spricht, jedoch im Gespräch mit der jüngeren Generation nicht mehr das Schwäbische, sondern das Ungarische verwendet. Aufgrund der Untersuchung wurden als Domänen des Schwäbischen vor allem die Familie und die Nachbarschaft festgestellt, obwohl auch dieses nicht ausschließlich gilt. Vor allem ältere Dorfbewohner, die im allgemeinen nicht in Mischehen leben, sprechen noch miteinander schwäbisch. Mit den Kindern und Enkelkindern sprechen sie aber ungarisch, auch im Falle, wenn die nach Deutschland oder Österreich ausgewanderten Familienmitglieder nach Hause kommen. Im Falle der Domäne Nachbarschaft tritt der Faktor Gesprächspartner und dessen sprachliche Repertoire auf. Auf die Frage, welche Sprache die befragten Personen im Gespräch mit ihren Nachbarn verwenden, habe ich fast in allen Fällen die Antwort bekommen: „Es hängt davon ab, welche Sprache der Nachbar sprechen kann: Schwäbisch oder Ungarisch“. Die zahlreichen Auswanderungswellen der Deutschen haben auch in Petrifeld Lücken hinterlassen. Anstelle der ausgewanderten deutschen Familien wohnen jetzt in Petrifeld ungarische oder rumänische