Ciubotă, Viorel - Nicolescu, Gheorge - Ţucă, Cornel (szerk.): Jurnal de operaţiuni al Comandamentului Trupelor din Transilvania (1918-1921) 2. (Satu Mare, 1998)
Lingvistică şi etnografie / Sprachwissenschaft und Volkskunde / Nyelvészet és néprajz - Varietăţi şi uzanţe lingvistice / Sprachvarietäten und Sprachgebrauch / Nyelvi változatok és nyelvhasználat
Bestand und Perspektiven der sathmarschwäbischen Dialekte 457 und zu gemischtsprachigen Erwachsenen kommen, da Kinder lernfähiger sind und ihre Sprechwerkzeuge leichter auf eine neue Aussprache umstellen können. Allerdings muss die Behauptung von Engel in Frage gestellt werden, dass zweisprachig werde, wer in der alten Heimat wenigstens vier Jahre zur Schule ging. Wer aber die neusprachige Schule nur zwei Jahre oder noch kürzere Zeit besuchte, erreiche nur einen bestimmten Grad der Sprachmischung und keinen völligen Übergang zur Neusprache. Der Verfasser bemerkt selbst weiter, dass außer dem Schulbesuch auch die neusprachliche Umwelt entscheidend für die Entwicklung zur Neusprache sei. In Frage zu stellen ist auch Engels Hypothese, dass alle Vertriebenensprachen in ein bis zwei Generationen ziemlich spurlos verschwunden sein werden20. Die vorgelegten Beispiele aus meinen Interviews unter vertriebenen und spätausgesiedelten Donauschwaben zeigen, dass die meisten älteren Sprecher ihre Heimatmundart noch gut beherrschen und sie im Familienkreis, bei Zusammenkünften von Landsleuten und auch mit den Kindern noch häufig sprechen. Die Zwei- bis Dreisprachigkeit in der alten Heimat begünstigt den Übergang zur Zweioder Dreisprachigkeit (alte und neue Mundart neben der Hochsprache) in allen Generationen, besonders freilich bei den Kindern und Jugendlichen. Wo es die Ähnlichkeit der alten zur neuen Mundart erlaubt, kommt es (vor allem in ländlicher Umgebung) zum Übergang, wobei die schriftnahen Merkmale der Neusprache eher als die schriftfemen übernommen werden, etwa der schwäbische Triphthong uoi, (z. B. in bruoit), der mit dem leichter auszusprechenden Diphthong oi ersetzt wird. Durch solche Einflüsse tragen die Neusiedler zur rascheren Herausbildung einer großflächigen Verkehrsmundart und zur Sprachentwicklung in Richtung Hochsprache bei. Die Sprache verändert sich am schnellsten im Bereich der Lexik, so dass auch bei der Untersuchung von Dialekten die Veränderung des Wortschatzes am leichtesten beobachtet werden kann. Hugo Moser verweist zurecht auf die Bereicherung der einheimischen Sprache durch Wortschatzelemente aus den Vertriebenenmundarten wie: Paprika, Paradeis, Palatschinke (Eierkuchen) u. a. Kuchenarten, während die Sathmarer Schwaben aus dem bereits aufgegebenen Wortschatz: Glas, Gutter (Flasche), Planke (Zaun), Mäntili oder Tschoope (Männerkittel) nach Württemberg zurückbringen21. Allerdings können solche Wörter im Zuge der Sprachentwicklung bald wieder aufgegeben werden. Resistenter sind 20 Engel (1957), 244-250. 21 Moser (1953), 124 f.