Ciubotă, Viorel - Nicolescu, Gheorge - Ţucă, Cornel (szerk.): Jurnal de operaţiuni al Comandamentului Trupelor din Transilvania (1918-1921) 2. (Satu Mare, 1998)
Lingvistică şi etnografie / Sprachwissenschaft und Volkskunde / Nyelvészet és néprajz - Varietăţi şi uzanţe lingvistice / Sprachvarietäten und Sprachgebrauch / Nyelvi változatok és nyelvhasználat
450 Hans Gehl 3. Die Aussiedlung und ihre Ursachen з. 1 Situation der Deutschen und der Aussiedlungstrend Die kulturelle Situation der Rumäniendeutschen nach 1945 bot ein widersprüchliches, uneinheitliches Bild. Im Gegensatz zu anderen ostmittelund südosteuropäischen Staaten gibt es in Rumänien bis heute eine relativ große Zahl von deutschsprachigen Abteilungen auf allen Stufen des Bildungswesens. In Temeswar gibt es noch ein Deutsches Staatstheater und in Hermannstadt eine deutsche Abteilung des Staatstheaters. Bis zur Wende von 1989 erschienen sieben deutschsprachige Zeitungen und Zeitschriften. Im politischen Teil bis 1990 völlig gleichgeschaltet, bemühten sich die Zeitungen um die Förderung kulturellen Lebens, brachten Beiträge zur Heimat- und Landeskunde, bemühten sich um die Lösung von Schulfragen и. a. Einzelverbesserungen. Das Niveau dieser Zeitungen sank durch die Abwanderung von Mitarbeitern. Im Schuljahr 1982/83 gab es in Rumänien 638 deutsche Schulen und Abteilungen, an denen 49441 Kindergartenkinder und Schüler von 1997 Lehrern unterrichtet wurden. Im Schuljahr 1988/89 gab es schätzungsweise rund 550 deutschsprachige Abteilungen mit etwa 35000 Kindern und Schülern. Später gefährdete der durch die Aussiedlung bedingte Rückgang der Schülerzahlen den Erhalt deutschsprachiger Abteilungen, und nicht selten wurde ihre Existenz nur durch die Aufnahme rumänischer Schüler gesichert. In manchen Klassen der Stadtschulen stieg der Anteil dieser Schüler so sehr an, dass aus dem muttersprachlichen ein fremdsprachlicher Unterricht wurde. Zu den schulischen Problemen kam hinzu, dass allgemein das Gefühl der Rechtsunsicherheit und des Misstrauens verbreitet war. Die Sicherheitspolizei "Securitate" war allgegenwärtig, die staatliche Kontrolle war total und umfaßte alle Lebensbereiche. Offene Meinungsäußerungen waren nicht möglich und die ungarisch-rumänischen Spannungen erschwerten die Situation zusätzlich. Die zunehmenden Sorgen und Probleme führten zur Existenzangst, zur Angst um die eigene Identität und vor allem um die Zukunft der Kinder. Sie erweckten bei vielen Rumäniendeutschen den Wunsch zur Aussiedlung. Im Zuge der Familienzusammenführung wurden von 1977 bis 1988 in der Bundesrepublik Deutschland insgesamt 160542 Personen amtlich als Aussiedler aus Rumänien registriert, das entsprach einem Mittelwert von 14595 jährlich. Die Zahl der Deutschen in Rumänien wurde Anfang des Jahres 1989 auf 200000 geschätzt. Bei einer soziologischen Analyse der Aussiedlergruppe stellt man fest, dass der Anteil der Städter überwog und