Ciubotă, Viorel - Nicolescu, Gheorge - Ţucă, Cornel (szerk.): Jurnal de operaţiuni al Comandamentului Trupelor din Transilvania (1918-1921) 2. (Satu Mare, 1998)

Lingvistică şi etnografie / Sprachwissenschaft und Volkskunde / Nyelvészet és néprajz - Contact lingvistic: iterferete, bilingvism / Sprachkontakt, Interferenzen, Zweisprachigkeit / Nyelvi kontaktus, interferencia-jelenségek, kétnyelvűség

384 Sprachwandel bei den Sathmarer Schwaben von Petrifeld von Intellektuellen und der Mangel der Gemeinden an Selbsständigkeit kann als Ausgangspunkt des Sprachwandels betrachten werden. Die Siebenbürger Sachsen haben ihre Muttersprache und Kultur bis zum Gegenwart bewahrt, und das kann man nicht nur mit dem Prestige der deutsche Sprache und dem wirtschaftlichen Ansehen des Mutterlandes (Deutschland)erklären15, sondern wahrscheinlich auch mit der bis zum Ende des 19. Jahrunderts existierenden Autonomie der Sachsen und mit ihrer selbständigen (evangelischen) Religion. Bis um 1920 war die sprachliche Situation relativ unproblematisch: Die ganze Familie benutzte den schwäbischen Dialekt, die Sprache der Kirche und der Schule war aber schon seit Ende des 19. Jahrhunderts ungarisch. Bevor die Kinder in die Schule kamen, sprachen sie nur schwäbisch, vom Ungarischen lernten sie nur den Grundwortschatz. In der Schule erlernten sie auch das Hochdeutsche. Nach 1920, mit der Gründung der rumänischen Schulen und der Wiedereröffnung der deutschen Schulen16 wurde die Situation viel komplizierter. Der rumänische Staat unterstüzte den deutschen Unterricht, jedoch die Kirche bevorzugte die ungarische Sprache. Im Jahre 1921 organisierte man eine Volksabstimmung über die Einführung der Deutschunterricht in den Schulen, aber das brachte widersprüchliche Ergebnisse: 84,7% wählten die ungarische Sprache. Die bis dahin einheitlichen Schwaben entzweiten sich in "deutsch fühlende Schwaben" und "ungarisch fühlende Schwaben". Die Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und das Wiener Diktat, infolge dessen das Sathmarer Gebiet wieder an Ungarn angeschlossen wurde, war entscheidend für den Sprachwandel. Der deutsche Unterricht wurde zwar fortgesetzt, doch die Entzweiung der Schwaben machte sich verstärkt fühlbar. Im Dorf waren der Pfarrer und der Dorflehrer Ungarn, und wie einer der Gewährspersonen erläuterte: "Die Gebildeten führten das Dorf", also ihre Prägung fühlte man auch in der Sprachwahl. In dieser Periode war der erste Widerstand auch in der Kirche festzustellen: In der ungarischen Messe spach ein Teil der Gläubigen das Vaterunser auf Deutsch, ein anderen Teil auf ungarisch. Zwischen den zwei Gruppen gab es immer Meinungsverschiedenheiten. Viele madjarisierten ihren Namen, weil das auf einigen Arbeitsplätzen von Vorteil war. Später kam die Namensänderung dermaßen in Mode, dass einige Schwaben ihre Namen 15 GAL 1991a, 71 18 Am Ende des 19. Jahrhunderts waren alle Schulen schon Zweisprachig (deutsch-ungarisch), am Anfang des 20. Jahrhunderts unterrichtete man die deutsche Sprache bereits als Fremdsprache.

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