Ciubotă, Viorel - Nicolescu, Gheorge - Ţucă, Cornel (szerk.): Jurnal de operaţiuni al Comandamentului Trupelor din Transilvania (1918-1921) 2. (Satu Mare, 1998)

Referat principal, Einführungsvortrag, Megnyitó előadás

Der Modernisierungsprozess des Habsburgerreichs 29 proklamiertes und zum Großteil von der Ungarischen Revolution von 1848 durchgeführtes Programm verzichten wollten. Wir sind der Meinung, dass der politische Reformgeist von 1860-61 für seine Zeit der modernste aller bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts versuchten Reformen war. Dieser Geist befürwortete eine föderalistische Form der Regierung und Verwaltung des Kaiserreichs, die - wenigstens theoretisch - eine rechtliche Gleichstellung aller Nationalitäten befürwortete. Wäre Wien in der Entwicklung und im Ausbau dieser 1860-61 geplanten Regierungsform fortgefahren und hätte das Kaiserreich dadurch den Schein der Bevorzugung einer Nation und der Zurückstellung anderer vermieden - wie es 1967 geschah - wären die Grundfesten des Habsburgerreichs weniger verwundbar gewesen. Die Verbindung zwischen dem Geist von 1860-61 und der Modernisierungstendenz ist leicht erkennbar, es ging damals um elektive und repräsentative Prinzipien für die provinziellen und zentralen politischen Gremien, um die Teilung der Zuständigkeiten zwischen diesen Gremien, um die Rede- und Versammlungsfreiheit und das Recht zur Gründung politischer Organisationen. Das Kaiserreich strebte die Schaffung einer konstitutionellen Monarchie mit föderalistischen Elementen an, doch - wie gesagt - mit vielen Unzulänglichkeiten, die später zum Angriffsziel zahlreicher und vielschichtiger Oppositionskampagnen wurden. Das ganze System verlor .seine Starrheit: Es wurde im Prinzip für künftige Reformen durchlässig. Es ist müßig, noch einmal die bekannte Frage der Perspektiven anzusprechen, die sich für die Rumänen aus Siebenbürgen ergaben und die als wichtige Ausgangspunkte für die gesetzgebende Versammlung von Sibiu in den Jahren 1863-64 dienten. Das beschriebene System war der Ausdruck eines begrenzten Liberalismus Wiens. Bekanntlich war der Liberalismus eine besonders modeme Doktrin des 19. Jahrhunderts, die im europäischen Westen sogleich nach dem Wiener Kongress auftrat. Wir kommen nun zur Besprechung eines der umstrittensten Momente des Habsbrugerreichs, zum Dualismus von 1867. Wieder war es ein defensiver Vorgang, der durch die Boykottierung der Reformen von 1860-61 durch die ungarische politische Klasse hervorgerufen wurde. Obwohl sich Wien - vor allem nach der Niederlage von Sadowa - vor einém Zerfall der Monarchie fürchtete, war der Akt von 1867 unpassend. Er führte zu einer Unterdrückung des nationalen Gemisches im Kaiserreich, indem es die österreichische und ungarische Nationen bevorzugte. Somit blockierte er die Hoffnung auf eine reele Gleichheit zwischen den Nationen des Kaiserreichs und ihrer Zusammenarbeit auf dieser Grundlage. Dieser Vorgang befriedigte zwar einen Großteil der ungarischen politischen Klasse,

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