Ciubotă, Viorel (szerk.): Satu Mare. Studii şi comunicări 11-12. (1994-1995)
Istorie
5 Mißbrauch der Staats ... 187 und erst dann Oberhirten. Auch die niedere Geistlichkeit strebte nach Auszeichnungen, Einkünften und Karriere. Sie arbeitete mehr im öffentlichen Leben als im Garten des Herrn.“9 Wie fast überall in Ungarn stand die röm.-kath. Kirchenführung der Diözese Sathmar1 in der Behandlung der national-madjarischen Fragen ganz an der Seite des Staates. Der Sathmarer Bischof Johannes Hám ordnete 1834 und auch später die madjarische Predigt und die Verbreitung der madjarischen Sprache an.10 Bischof Lorenz Schlauch erlaubte 1884, „daß in solchen Gemeinden, in welchen Predigt und Gesang bischer immer in deutscher Sprache gehalten wurden, nachher abwechselnd einen Sonntag und eine Woche magyarisch, in der anderen Woche in deutscher Sprache gehalten werden“.11 Die Schulen der Schwaben unterstanden der röm.-kath. Kirchenführung. Wie sehr sich die allgemeine Hetze der offiziellen Stellen gegen die Deutschen durchgesetzt hatte, ersehen wir aus einer Eintragung vom Jahre 1871 in das Kirchenbuch der einzigen evangelischen Kirchengemeinde des Kreises Sathmar in Hadad (rom. Hodod): „Auffallend ist es für den (Redakt.: neuen) Lehrer, da ihn ein Jüngling namens Friedrich Hotz, Sohn des Friedrich Hotz (Hansi) fraget: „Hát a német is ember?“ — ist der Deutsche auch ein Mensch.“ Um das Jahr 1900 erfolgte in allen Schulen den Sathmarer Schwaben der Unterricht nur mehr in magyarischer Sprache und die Seelsorge der Gläubigen ebenfalls nur mehr in der Staatssprache. Zusammenfassend soll nochmals vermerkt werden, daß diese Erfolge der Madjarisierung auf gröbsten Mißbrauch der Staats- und Kirchengewalt zurückzuführen ist. Nicht selten zogen Vertreter der Kirche die Staatsmacht heran, um ihr Vorhaben gegen den Willen ihrer Gläubigen durchsetzen zu können. Ein Beispiel dafür: „Der tapfere Johann Speth in Nanten, der 1909 die deutsche Predigt verteidigte, wmrde von den staatlichen Behörden vor Gericht gestellt, eingesperrt und zu einer Geldstrafe verurteilt.“12 Die Schwaben hatten keine deutscherzogenen Intellektuellen, die sie hätten verteidigen können. Die tiefe Religiosität der Schwaben und ihr grenzenloses Vertrauen zur Kirche haben die Geistlichen ausgenutzt, mißbraucht. Der Sathmarer Theologe, Ferdinand Flesch, der in Wien auch die Kirchengeschichte der Sathmarschwaben verfertigt hat, hielt in einer Schrift fest: „Für die Schwaben verursachte die Anerkennung des Dogmas von der Unfehlbarkeit des Papstes kein Kopfzerbrechen. Für sie galt auch der Bischof, nicht selten sogar der Ortspfarrer, als unfehlbar“. Während des ersten Weltkrieges kamen Sathmarschwaben in der Welt herum und erkannten den Wert ihrer Muttersprache. So auch mein n Salacz, Gábor, Egyház és állam Magyarországon a dualizmus korában 1867—1918. München, 1974, S. 75 (Kirch|e und Staat in Ungarn zur Zeit des Dualismus) (magy.). 10 Pfeifer, Sepp, Zur Geschichte der Madjarisierung des Sathmarer Deutschtums, Hermannstadt, 1940, S. 42 ff. 11 ebda, S. 58 f. <- 12 Flesch, Ferdinand, Die katholischen Doiiauschwaben in Sathmar 1876—1918. In die Katholischen Donauschwaben in der Doppel monarch ie 1867—1918, Stuttgart, 1977, S. 200.