Die Erste internationale Jagd-Ausstellung Wien, 1910. Wien-Leipzig, 1912 / Sz.Zs. 424

II. TEIL. Die Ausstellung und das Jagdwesen - II. ABSCHNITT. Die Jagd und deren Betrieb

äußerft lobend über diefelben ausfpraeb. Diefe, fowie die Harrier-Meute (20 Hunde) der Prinzeffin Tberefe Schwarzenberg und die aus 16 Baffets beftebende Meute des Reicbsgrafen Rudolf Wrbna wurden mit erften Preifen ausgezeichnet. An der Hand des Kataloges wollen wir nun einen Rundgang durcb die Ausftellungsräume machen und beim Befcbauen der braven Burfcben, die es ficb in den Ausftellungsboxes recht gut gefcbeben ließen, daran denken, welchen Zwecken fie draußen im Reviere vorzugsweife zu dienen haben. Faft jeder der einzelnen Raffen ift ein Spezialfach zugewiefen, in dem fie dann bei entfprecbender Abricbtung und Führung oft Außerordentliches zu leiften imftande ift, was um fo mehr zutrifft, wenn ficb hohe natürliche Veranlagung und zweckmäßige, fyftematifcbe Ausbildung die Hand reichen. Die heute allenthalben und für alle Jagdbundraffen eingeführten Leiftungsprüfungen find dazu beftimmt, jene Individuen herauszufinden, bei deren Benütjung zur Zucht die Gewähr beftebt, wieder ebenfo leiftungsfäbiges oder womöglich noch beffer veranlagtes Material herauszuzüchten. Die Ausftellung ift wieder dazu da, jenes Material herauszufinden, welches körperlich fo befcbaffen ift, daß es fpeziell den Anforderungen an Leiftungsfäbigkeit in bezug auf Kraft, Schnelligkeit, Gewandtheit und Ausdauer entfpricbt. Das Studium des Hundes auf der Ausftellung bat alfo für den Jäger gewiß nicbt weniger Intereffe, als die Beobachtung im Reviere. Wir kommen zuerft zum bannoverfcben Schweißhund. Er ift ein ernfter Burfcbe, ernft wie die Arbeit, die er zu leiften bat, ernft wie die Männer, die feine Erziehung leiten. Dem Weidwerke auf den edlen Hirfcb ift vorzugsweife die Arbeit des »Hannovraners« gewidmet. Des bocbgeweibten Königs der Wälder Fährte bat er zu arbeiten, die gefunde, um ihn zu beftätigen und zu lancieren, die kranke — Rotfäbrte — um des Angefcbweißten habhaft zu werden. Welche Mühe gibt es, den jungen Hunden fauberes, präzifes Arbeiten anzugewöhnen. Der Führer muß felbft hirfcb­gerecht fein, fäbrtengerecbt, um die Ausarbeitung des Schweiß­hundes in geeigneter Weife zu bewerkftelligen. Am bannoverfchenjägerbofe ftand diefe »Kunft« in bober Blüte und die dortige Jägerei verftand es meifterbaft, den Schweißhund auszuarbeiten. Früher wurde zur Beftätigung des Wildes — der Hirfcbe — ein eigener Hund ver­wendet, der nur auf gefunder Fährte zu arbeiten hatte: der Leitbund, meift eine fcbwerere Form des Schweißhundes, die ficb Steyrifcfie Bracken. beute faft verloren bat. Dagegen fiel dem Schweißbund nur die Aufgabe zu, der Fährte des kranken Wildes nachzuhängen. Am bannoverfcben Jägerbofe be­gann man zu Mitte des vergan­genen jabrbundertes damit, beide Arten der Arbeit miteinander zu verfcbmelzen und der Schweiß­hund mußte aucb Leitbundarbeit verrichten, dies fo lange, bis er auf gefunder, kalter Fährte ficher war. Erft dann wurden kranke Fährten mit ihm gearbeitet. Man ging dabei von der febr richtigen Anficht aus, daß der Hund aucb die kranke Fährte um fo fieberer halten werde, je fermer er auf der gefunden Fährte arbeitete. Leider ift beute das Intereffe für die gerechte Scbweißbundarbeit nicbt jenes hohe mehr, das früher beftand, wo die Jägerei nocb eine zünftigere war. Während die Terrainbefcbaffenbeit der Ebene und des fanften Hügellandes zu der vorgedaebten Arbeit die Verwendung eines in feinen Formen maffigeren Hundes geftattete, verlangt das febärfere Terrain des Gebirges, bauptfäcblicb aber der Alpenländer, einen leichteren, agilen Hund, der etwas höher auf den Läufen ftebend, auch beffer in der Lage ift, größere Terrainfcbwierigkeiten zu überwinden, die ficb z. B. im Gebirge bei der Ausarbeitung einer angefeboffenen Gemfe ergeben. Diefer Hund mußte jedocb, gleich dem bannoverfcben Schweißbunde, ficher eine Fährte zu halten verfteben. Man kreuzte daher die letzteren mit boebläufigen Wildbodenbunden — Bracken — und febuf fo den fogenannten Bayrifcben Hocbgebirgsfcbweißbund, der durcb forgfältige Zuchtwahl beute febon zu einer konftanten Raffe geworden ift und auf gut geleiteten Hocbgebirgsrevieren allenthalben gehalten wird. Der Bayrifcbe Hocbgebirgsfcbweißbund wird wobl feltener dazu kommen, gefunde Fährte zu arbeiten, weil ficb das Weidwerk auf Hirfcb und Gemfe im Gebirge etwas anders abfpielt als jenes auf den Hirfcb der Ebene. Dagegen ift er vor eine oft recht febwierige Aufgabe geftellt, die Fährte einer angefeboffenen Gemfe über vegetationslofes, jeder Humusfcbicbte entbehrendes, kahles Geftein zu halten; dazu aber gehört eine überaus feine und verläßliebe Nafe, die ficb in allen Situationen zurecht findet. Hat der Hund endlich gefunden, dann muß ihm aucb die Stimme locker fitzen. Sein beller Laut muß dem Herrn die Stelle verkünden, wo das verendete Stück liegt oder fie muß ihm Nachricht geben, an welchem Orte das geftellte Stück ficb befindet, damit er herankomme, um es durcb den Fangfcbuß von feinen Leiden zu erlöfen. Das Mittel- und Hochgebirge mit feiner Terrainfiguration und feinen oft für den Menfcben total unzugänglichen Dickungen ift durch Treiber oft gar nicbt zu bejagen und zu bewältigen. Hier findet die Bracke in ihren vielfältigen Formen ihre Verwendung. Ihr ift es möglich, an Stellen zu dringen, zu welchen 14 II. Teil. 105

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