Die Erste internationale Jagd-Ausstellung Wien, 1910. Wien-Leipzig, 1912 / Sz.Zs. 424

II. TEIL. Die Ausstellung und das Jagdwesen - II. ABSCHNITT. Die Jagd und deren Betrieb

Der Hund und die Jagd. Der Hund und die Jagd. Von Hanns Haslmayr Ritter von Graffegg. E in treuer Diener feines Herrn.« Mit diefen Worten läßt ficb das Jabrtaufende alte Band cbarakterifieren, das den Hund, das ältefte Haustier, mit feinem Gebieter, dem Menfcben, verbindet. Faft ebenfoweit als wir in das graue Dämmerlicht der Urzeit zurück die Spuren des Menfcben verfolgen können, finden wir aucb die Spuren feines treuen Be­gleiters, des Hundes. Über die Ab= ftammung des Hun­des ift fcbon viel ge= fcbrieben und ge­ftritten worden. Die Anfcbauung nam­hafter Forfcber gebt aber dabin, daß die mannigfaltigen beu­tigen Raffen von verfcbiedenen wil­den Arten abftam­men. In der jün­geren Steinzeit fin­det ficb über ganz Europa nur eine einzige fcbarf cba­rakterifierte, ziem­lich kleine Raffe, der Torfbund.verbrei­flntike Plaftik. Vatikanifcbes Mufeum, Rom. tet, welcher mit fei­nen jetzigen Nach­kommen Spit), Wach­telhund, Pintfcber und Dachshund, von dem ziemlich zu­traulichen und barm­lofen Schakal ab­ftammen dürfte. Erft zur Zeit der Pfahlbauten, zu welchen ficb fcbon Metallgegenftände vorfinden, zeigt ficb ein großer, gezähm­ter Wolfsbund, der Bronzebund, der, wabrfcbeinlicb ein Baftardprodukt aus Hund und indifcbem Wolf, der Stammva­ter unterer Schweiß-, Schäfer-, Wind- und Vorftebbunde fein foll. Die Entftebung der Bundesgenoffenfcbaft zwifcben Menfcb und Hund gründet ficb auf den gemeinfamen Kampf ums Dafein, auf die pbyfifchen und pfycbifchen Eigenfcbaften des Hundes, auf allmähliche gegenfeitige Anpaffung und fcbließlicb auf Wecbfeleinwirkung der Fähigkeiten von Menfcb und Hund. Durch ihre angeleitete Kraft und ihre Produkte nüt3en die anderen Haustiere dem Menfcben, der Hund durch die vom Menfcben geleitete und in beftimmter Richtung ausgebildete Intelligenz. Den erften Schritt zur beiderfeitigen Annäherung tat aber nicht der Menfcb, fondern der Hund. Der primitive Jäger, der mehr mittels Fallgruben und Schlingen operierte, als mit feinen dem damaligen Großwilde ziemlich ungefährlichen Waffen, konnte oft die maffige Beute nicht in ihrer Gänze fortfcbaffen ; die berumfcbweifenden Wildbunde mochten ficb in der fieberen Erwartung reichlicher Nacblefe bewogen gefühlt haben, dem Jäger im Abftande zu folgen und die Standlager und Höblenwobnungen der Abfälle halber zu umlagern. Die rafebe Abräumung diefer fonft die Luft im ganzen Umkreis einer Niederlaffung verpeftenden Abfälle führte zur Duldung der trot) mancher Diebereien bald als nüt}licb erkannten Tiere, ein Verhältnis, wie es noch beute im konfervativen Orient zugunften der Straßen- und Karawanenbunde beftebt. Der verlockende Duft des Wildbratens, die wohltuende Wärme des Feuers und die mangelhafte Ab­fcbließung der Wohnböble durch Fellvorbänge, brachten die Tiere dem Menfcben immer näher. Die ficb mit der Meute fcbließlicb folidarifcb fühlende Menfcbenborde gewöhnte ficb ferner daran, das Warnungsgebeul derfelben beim Naben von Raubtieren oder Feinden zu beachten, und fcbließlicb mag die unklare Vorftellung vom »Hellíeben« des Hundes das meifte dazu beigetragen haben, ihn den Menfcben auch geiftig näher zu bringen. Die wirkliche zielbewußte Domeftizierung des Hundes begann erft mit feiner Verwendung zur Jagd und diefe war bedingt durch die pfychifche und pbyfifcbe Eigenart des Hundes. Der Hund ift im freien Zuftande ein Gefellfcbaftsjäger. Gemeinfame Jagd fetjt nun die Fähigkeit der Unterordnung unter einen wenn aucb 102

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