Die Erste internationale Jagd-Ausstellung Wien, 1910. Wien-Leipzig, 1912 / Sz.Zs. 424
I. TEIL. Der Führer durch die Ausstellung. Von Dr. Adolf Stengl, k. k. Forstrat
Der Führer durch die Husfteltung. und derart einen über die gewöhnlichen Grenzen folcber Unternehmungen binausreicbenden, dauernden Erfolg zu erzielen, fo ift dies nur dem mit emfigftem Fleiße und unermüdlichem Eifer betriebenen Arbeiten des Komitees diefer Klaffe zu verdanken. Bei Eintritt in den Pavillon wurde der Befucber durch finnige Sprüche, welche an den Wänden beiderfeits der Eingangstüren angebracht waren, auf das Wefen der im Pavillon untergebrachten Objekte vorbereitet. Der Innenraum erhielt in der Mitte einen Einbau aus Längs- und Querwänden zur Unterbringung der zahlreichen Bilder und Diagramme, während die koftbaren Objekte, wie Handfcbriften, Dokumente und Drucke in Vitrinen verwahrt waren. An der dem Haupteingange gegenüberliegenden Scbmalwand war ein Leferaum mit Regalen für die zeitgenöffifcbe Literatur in gefcbmackvoller Weife eingerichtet. Unter dem ftatiftifcben Materiale verdient in erfter Linie jenes erwähnt zu werden, das vom Komitee der Klaffe 14 zur Husftellung gebracht wurde. In demfelben waren die Größe der Jagdgebiete, Anzahl der ausgegebenen Jagdkarten, Höhe der Jagdpacbtfcbillinge und der Wildabfcbuß (12 Tafeln), die Abfcbußziffern betreffend rika und, foweit folebe befteben, in Afien, Afrika, dem übrigen Amerika und in Auftralien, endlich eine Sammlung von Jagdgefetjen aus 18 europäifcben und außereuropäifeben Staaten beiftellte. Daran reihten fieb Diagramme undTabellen, welche der Großgrundbefit3 zur Verfügung geftellt hatte. Sie bebandelten den Wildftand und Wildabfcbuß, fowie die Wildnutjung, die Verteilung der Gefcblecbter beim Rotwild, die Eingänge an Wild, den Futtermittelverbraucb, die erhobenen Scbälfcbäden ufw. Hier wäre auch einer Anzahl (10) von Wildverbreitungskarten der Bukowina Erwähnung zu tun, die fieb fowobl durch Überficbtlichkeit als auch gefällige Ausführung auszeichneten. Einen breiten Raum unter den ftatiftifcben Ausftellungsobjekten nahm das jagdliche Vereinswefen ein. Vertreten waren 14 Vereine, die ihre Mitglieder- und Vermögensbewegung zur Darftellung brachten. Einige hiervon hatten diefe Mitteilungen durch Verzeicbniffe ihrer Vereinigten Staaten von Nordame- PaviUo n »Statiftik, Literatur und Buchhandel«. Ehrenmitglieder, Bildniffe verdienftvoller Mitglieder und Förderer, Anficbten ihrer Vereinsräume, Preismedaillen, Vereinsabzeicben, Erinnerungszeichen an verfebiedene Veranftaltungen etc. ergänzt. Wenn auch wegen des engbegrenzten Raumes auf diefe Ausfteller und ihre Objekte nicht näher eingegangen werden kann, fo möchte doch eines derfelben mit Rückficht auf feine Ziele und feine Organifation ausführlicher Erwähnung getan werden. Es ift dies die internationale Auskunftsftelle für dasjagdwefen in Brüffel (»Office international de documentation pour la Cbaffe«). Nach dem internationalen Antwerpener Jagdkongreffe (1907) wurde diefelbe in Brüffel unter dem hoben Protektorat weiland des Königs der Belgier, Leopold II., gegründet. Ihr vornebmfter Zweck ift, das Studium der Jagdwiffenfcbaft und aller mit der Jagd in Zufammenhang ftebenden Fragen zu fördern. Im Pavillon war die Auskunftsftelle durch eine Reihe von Objekten, Darftellungen der Einrichtung und Tätigkeit des Bureaus, Programme, Satjungen und eine Anzahl von in ihren Vereinsräumen aufliegenden Journalen und Zeitfcbriften vertreten. Die Exponate aus dem Gebiete der Literatur beftanden in einer reichen Kollektion von Handfcbriften des XVI. und Druckwerken des XVII. und XVIII. Jahrhunderts über Jagd und deren Betriebe, über das jagdbare Wild und die zur Jagd verwendeten Hunde, über Schieß- und Waffenwefen, dann allerhand bildliche einfeblägige Darftellungen, darunter eine reiche Kollektion von Werken von Ridinger. Daran fchloffen fieb zahlreiche auf die Jagd Bezug habende alte Dokumente, wie Lehrbriefe (1770), Atlaffe des Wildbannes im Ebersdorfer Amte mit dem k. k. Prater und Stadtgut und im Wolkersdorf-Ortber Amte (1726); Jagd-, Jägerei--, Wildbann-- und Forftordnungen und Patente aus der zweiten Hälfte des XVII. und erften Hälfte des XVIII. Jahrhunderts, allerlei alte Jagdinftruktionen, Gejaidbefcbreibungen u. dgl. mehr. das Rot- und Damwild, die Gemfe, Auerbübner, Fafanen, Waldfcbnepfen, Reb- und Hafelbühner (8 Tafeln), dann der Wert der Wild-Einund Ausfuhr des öfterreicbifch-ungarifeben Zollgebietes (13 Tafeln), der internationale Verkehr mit Wild bin» ficbtlicb Belgiens, Bulgariens, des deutfeben Zollgebietes, Frankreichs, Italiens und der Schweiz (21 Tafeln), endlich der Konfum großer und größerer Städte (11 Tafeln) grapbifcb dargeftellt. Befonderes Intereffe erweckten hier auch 12 zoogeograpbifebe Weltkartenblätter, auf denen die Verbreitungsgebiete von 19 der wiebtigften Wildarten erficbtlicb gemacht waren. Vervollftändigt wurde diefe Scbauftellung durch die Exponate der k. k. Statiftifchen Zentralkommiffion, die ein Jagdkartenalbum, eine Sammlung der Vorfcbriften über die Schonzeiten des Wildes in Öfterreicb-Ungarn, im Deutfeben Reiche, in der Schweiz, dann in den übrigen europäifeben Ländern, den Stammtafel des heiligen Hubertus. 20