Gertrude Enderle-Burcel, Dieter Stiefel, Alice Teichova (Hrsg.): Sonderband 9. „Zarte Bande” – Österreich und die europäischen planwirtschaftlichen Länder / „Delicate Relationships” – Austria and Europe’s Planned Economies (2006)

Andreas Resch: Die Außenhandelsbeziehungen zwischen dem RGW-Raum und Österreich in der Nachkriegszeit - dargestellt im Spiegel der österreichischen Außenhandelsstatistik

Andreas Resch sich die 1954 vom USIA-Konzem nach der UdSSR und den anderen RGW-Staaten durchgeführten Exporte von Fertigwaren und Erdöl auf ca. 2,8 Milliarden Schilling beliefen. Das waren rund 18 Prozent der gesamten von der österreichischen Statistik erfassten Exporte4 bzw. das 1,8-fache der offiziellen Ausfuhren in die Länder, die sich im Einflussbereich der Sowjetunion befanden. Ab 1948 kam es zu institutioneilen Umbrüchen mit nachhaltigen Auswirkungen auf die Außenhandelsbeziehungen in Zentraleuropa. Im Zuge des „Kalten Krieges“ begannen die Vereinigten Staaten von Amerika mit ihrer Embargo-Politik gegen den „Ostblock“ und im Einflussbereich der UdSSR setzte sich die Sowjetisierung der Wirtschaft durch. Erste Embargomaßnahmen seitens der USA erfolgten bereits 1947. 1949 wurde das Coordinating Committee for Multilateral Export Controls (COCOM) sowie auf militärischer Ebene die NATO gegründet. Österreich gehörte den beiden Körperschaffen nicht an, wurde jedoch im Rahmen des Marshallplans (ERP) ebenfalls in die westliche Embargo-Politik verwickelt. Der bilaterale ERP-Vertrag zwischen den USA und Österreich wurde am 2. Juli 1948 unterzeichnet.5 Zugleich konsolidierte sich der kommunistische Block unter der Vorherrschaft der Sowjetunion.6 1948 wurde der Tschechoslowakei, Polen und Ungarn von Seiten der UdSSR die Teilnahme an der Marshallplan-Konferenz in Paris untersagt, 1949 entstand der Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) und 1955 wurde der Vertrag über Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitigen Beistand (Warschauer Pakt) abgeschlossen.7 Im Hinblick auf die Handelsbeziehungen hatte die Sowjetisierung der betroffenen Ökonomien vorerst vor allem den Effekt, dass der Außenhandel mit dem Westen nur noch als notwendige Ergänzung erachtet und einem staatlichen Monopol überantwortet wurde. Durch die gegenseitigen Abschließungseffekte des Westens und des Ostens und die Etablierung unterschiedlicher Wirtschaftssysteme (kapitalistische Marktwirt­(1993), S. 206-220; Sandgruber, Roman: Ökonomie und Politik. Österreichische Wirtschaftsgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Wien 1995, S. 456 f. 4 Gross, Herbert: Weltwirtschaftliche Perspektiven des Donauraumes. In: Der Donauraum 1 (1956), 29-38, hier 32 f. 5 Ad 1 er-Kar 1 sson, Gunnar: Der Fehlschlag. Wien-Frankfurt-Zürich 1971, 38 f; Komlosy, Andrea: Der Marshallplan und der „Eiserne Vorhang" in Österreich. In: Bischof, Günter - Stiefel, Dieter (Hrsg.): „80 Dollar". 50 Jahre ERP-Fonds und Marshall-Plan in Österreich 1948-1998. Wien 1999, S. 261-296, hier S. 265-276. 6 Teichova, Alice: Eastern Europe in Transition: Economic Development during the Interwar and Post war Period. In: Teichova, Alice (Hrsg.): Central Europe in the Twentieth Century. Aldershot u. a. 1997, S. 5-21, hier S. 15-19. 7 Zwass, Adam: Der Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe 1949 bis 1987. Wien-New York 1988; Ziemer, Klaus (Hrsg.): Sozialistische Systeme. München-Zürich 1986 (Pipers Wörterbuch zur Politik, 4, hrsg. von Dieter Nohlen). 42

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