Gertrude Enderle-Burcel, Dieter Stiefel, Alice Teichova (Hrsg.): Sonderband 9. „Zarte Bande” – Österreich und die europäischen planwirtschaftlichen Länder / „Delicate Relationships” – Austria and Europe’s Planned Economies (2006)

Dieter Lautner: Quellen zum Osthandel Österreichs am Beispiel ausgewählter Aktenbestände des Archivs der Republik

Dieter Lautner daraufhin mit Hilfe der Zahlenbücher herausfinden, dass die handelspolitischen Beziehungen zwischen Österreich und Russland allesamt unter der Grundzahl 203 259/55 liegen und ebendieses Aktenkonvolut ausheben. Was ist nun konkret in diesen Akten zu finden? Neben den Vorarbeiten zum Handels- und Schifffahrtsvertrag, welche unter anderem juristische Details, Stellungnahmen anderer Ministerien zu den Vorentwürfen und natürlich Situationsberichte zu den laufenden Verhandlungen beinhalten, sind auch viele Schreiben aus der österreichischen Industrie (diverse Unternehmen, Kammern, Industriellenvereinigung, etc., welche ihre jeweiligen Interessen in die Verhandlungen reklamierten) enthalten, aus welchen selbst bei erster Durchsicht sehr gut die zu diesem Zeitpunkt noch triste Handelssituation Österreichs und die mit dem Abschluss des Staatsvertrages und ebendiesem ersten Handelsabkommen verbundenen Hoffnungen auf ein Wiederbeleben des Osthandels und den damit verbundenen Aufschwung die Ex- und Importangelegenheiten betreffend herauszulesen sind. Dies nur als Beispiel dafür, wie man einen Einstieg in die Forschungsarbeiten im Bestand Handelsministerium gestalten kann. 2. Außenministerium 1945 bis 1959 wurden die Agenden des Außenministeriums durch die Sektion IV des Bundeskanzleramtes gewahrt. Diese Sektion wurde von einem Bundesminister für auswärtige Angelegenheiten geführt, dem seit 1953 ein Staatssekretär und ab 1956 zwei Staatssekretäre zur Seite standen. Am 22. Juli 1959 beschloss der Nationalrat, dass "Zur Besorgung der Geschäfte der obersten Bundesverwaltung auf dem Gebiete der auswärtigen Angelegenheiten das Bundesministerium für Auswärtige Angelegenheiten errichtet wird" (vgl. BGBl. 172/1959) und so weist das Kabinett Raab III (16. Juli 1959-3. November 1960) erstmals ein selbständiges Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten auf. In einem Land, das so stark vom Außenhandel abhängig ist wie Österreich, nimmt die Wirtschaftspolitik auch im Rahmen des Außenministeriums einen wichtigen Platz ein. 1945 und 1946 wurde sie von der Abteilung 5 des Bundeskanzler- amtes/Auswärtige Angelegenheiten betreut und 1947 kam es dann zur Trennung in die Abteilungen 5/pol und 5/Wpol. Die Aufgaben der Wpol waren die politische Vorbereitung und Durchführung der Verhandlungen mit dem Ausland in Fragen der Handels-, Finanz- und Verkehrspolitik sowie sonstiger Angelegenheiten wirtschaftlicher Natur und die Koordination der Bearbeitung dieser Angelegenheiten mit den zuständigen Ressorts, wirtschaftlichen Körperschaften und den Bundesländern. 288

Next

/
Thumbnails
Contents