Gertrude Enderle-Burcel, Dieter Stiefel, Alice Teichova (Hrsg.): Sonderband 9. „Zarte Bande” – Österreich und die europäischen planwirtschaftlichen Länder / „Delicate Relationships” – Austria and Europe’s Planned Economies (2006)

Gertrude Enderle-Burcel: Josef Dobretsberger - ein politischer Grenzgänger im Ost-West-Handel

Gertrude Enderle-Burcel österreichischen Importe aus den USA die Entwicklung des Ostimportes deutlich behindert.74 Die Gründung des Österreichischen Büros für den Ost-West-Handel Die Moskauer Konferenz hatte in Österreich bewirkt, dass sich die Wirtschaftskreise, die am Osthandel interessiert waren, enger zusammenschlossen. Josef Dobretsberger hatte diese Kontakte benützt und gründete unmittelbar nach der Konferenz am 26. Mai 1952 das „Österreichische Büro für den Ost-West-Handel“. Das Büro konstituierte sich als Verein. Im September 1952 fand unter dem Vorsitz von Dobretsberger die konstituierende Generalversammlung statt, in der ein 23- köpfiger Ausschuss gebildet wurde, in dem repräsentative Firmen aus ganz Österreich vertreten waren, die am Osthandel interessiert waren. Das Büro existierte in der Rechtsform eines Vereines bis 1989 und ist bis zum heutigen Tag formal nicht aufgelöst. Die Vereinsakten befinden sich noch in der Vereinsbehörde der Bundespolizeidirektion Wien. Die Akten, die über die Vorstandsmitglieder Aufschluss geben, können eingesehen werden. Die eigentlichen Vereinsakten sind für die Forschung gesperrt. An der Spitze des Vereins stand bis zu seinem Tod im Jahre 1970 Josef Dobretsberger. Bis zu diesem Zeitpunkt fungierte er auch als Herausgeber der „Mitteilungen des Österreichischen Büros für den Ost-West-Handel“. Diese Publikation erschien viermal pro Jahr. Zwischen 1952 und 1989 brachte die Zeitschrift detaillierte Informationen über die nationalen und internationalen handelspolitischen Rahmenbedingungen, die weltweiten Geschäftsabschlüsse zwischen Ost und West sowie über die bedeutendsten Messen wie etwa Leipzig, Posen, Brünn und Wien. Von Anfang an wurde auch die Entwicklung in China beobachtet. Neben den Mitteilungen gab es ab 1956 die Monatszeitschrift „Osthandel“. Ab August 1958 erschien ebenfalls monatlich der „Wirtschaftsdienst“, der nur an die Mitglieder des Büros, an die österreichische Wirtschaftspresse und an die Außenhandelsstellen in den Oststaaten versandt wurde.75 „In marktanalyse­ähnlicher Weise“ wurden „die Perspektiven der Entwicklung in den Oststaaten“ einem möglichst großen Kreis von Interessierten nahe gebracht.76 Durch Sammeln und Bereitstellen von Informationsmaterial für österreichische Finnen und für Wirtschaftsvertreter der Oststaaten sollte ein Klima geschaffen 74 Handbuch des österreichischen O s t h an d e 1 s. Herausgegeben vom Österreichischen Büro für den Ost-West-Handel, unter der Redaktion von DDr. Helene Legradi - Dr. E. R. Fiala. Wien 1962, S. 53. 75 Mitteilungen, Nr. 2, Juni I960. Jahrgang 9, S. 1 f „Erfolgreiche Entwicklung des Österreichischen Büros für den Ost-West-Handel“ 76 Mitteilungen, Nr. 2, Ende Mai 1962, Jahrgang 11, S. 10 „Zehn Jahre Österreichisches Büro für den Ost-West-Handel, Ausführungen des Herrn Univ.-Prof. Dr. J Dobretsberger auf der Presse­konferenz am 14. Mai 1962.“ 144

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