Gertrude Enderle-Burcel, Dieter Stiefel, Alice Teichova (Hrsg.): Sonderband 9. „Zarte Bande” – Österreich und die europäischen planwirtschaftlichen Länder / „Delicate Relationships” – Austria and Europe’s Planned Economies (2006)

Dieter Stiefel: „Zarte Bande“ Österreich und die planwirtschaftlichen Länder

Dieter Stiefel Erwerbstätige Bevölkerung (15 bis 64 Jahre) in Prozent der Gesamtbevölkerung 1992 Potenziell Beschäftigungsrate Frauenanteil Österreich 67,3 45,0 41,6 Deutschland 69,2 44,9 41,7 USA 65,5 46,6 45,0 Tschechoslowakei 66,7 49,3 43,0 Ungarn 70,0 45,1 45,0 Polen 65,8 45,3 46,0 Russland 66.4 48,6 53,0 Quelle: Maddison: Monitoring the World Economy, S. 244 Eine äußerst positive Bilanz weist Österreich bei der Arbeitslosigkeit auf, die zumeist geringer und zwar deutlich geringer war, als in den meisten anderen Industriestaaten. Für die planwirtschaftlichen Länder ist kein Vergleich möglich, da es hier offiziell und damit auch statistisch keine Arbeitslosigkeit gab. Arbeitslosigkeit - in Prozent der Gesamtbeschäftigten 1950-1973 1974-1983 1984-1993 Österreich 2,6 2,3 3,5 Deutschland 2,5 4,1 6,2 USA 4,6 7,4 6,4 Quelle: Maddison: Monitoring the World Economy, S. 84 Eine der bemerkenswertesten Entwicklungen „Westeuropas“ nach dem Zweiten Weltkrieg betraf den Aufbau des Wohlfahrtsstaates, der unter anderem auch eine deutliche Reduzierung der Arbeitszeit mit sich brachte. War in Österreich im Jahr 1950 noch eine Wochenarbeitszeit von 48 Stunden üblich, so wurde diese bis Anfang der 1970er Jahre auf 40 Wochenstunden reduziert und fiel bis 1992 auf etwa 38 Stunden. Dazu kam noch eine Verlängerung der Urlaubszeiten und eine Verkürzung der Lebensarbeitszeit durch die Erweiterung der Ausbildungszeiten und frühere Pensionsantritte. Bei dieser Entwicklung lag sowohl Deutschland (Soziale Marktwirtschaft, Rheinischer Kapitalismus) als auch Österreich (Sozialpartner­schaft) mit an der Spitze. Weder die USA noch die kommunistischen Länder haben diese Entwicklung in gleichem Tempo mitgemacht. Dementsprechend wird dort zeitmäßig mehr, und zwar zum Teil wesentlich mehr gearbeitet als in Deutschland oder Österreich. 32

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