Gertrude Enderle-Burcel, Dieter Stiefel, Alice Teichova (Hrsg.): Sonderband 9. „Zarte Bande” – Österreich und die europäischen planwirtschaftlichen Länder / „Delicate Relationships” – Austria and Europe’s Planned Economies (2006)
Dieter Stiefel: „Zarte Bande“ Österreich und die planwirtschaftlichen Länder
Dieter Stiefel BIP je Einwohner, real zu Kaufkraftparitäten - OECD = 100 1900 1938 1950 1960 1970 1980 1990 2000 Österreich 95 78 69 90 92 104 104 107 USA 155 152 202 172 152 146 142 145 Gesamtdeutschi and 99 104 68 97 98 101 101 100 EU 15 96 93 82 91 94 96 97 95 Quelle: Kausel, Anton: Ein halbes Jahrhundert des Erfolgs. S. 13 Das reale österreichische BIP pro Einwohner ist von 1950 bis 2000 um das 5,6 fache gestiegen, oder um 3,5 Prozent pro Jahr. In Bezug auf dieses Wachstum lag Österreich hinter Japan, Portugal, Spanien und Irland an fünfter Stelle. Seit 1970 hat diese Dynamik zwar nachgelassen (2,4 Prozent pro Jahr), stieg aber immer noch mehr als in den meisten OECD-Ländern. Nur Norwegen, Portugal, Norwegen und Irland haben seither besser abgeschnitten. Auch beim absoluten Niveauvergleich (BIP pro Kopf zu Kaufkraftparitäten) hat Österreich aufgeholt. Erreichte es 1950 nur 69 Prozent des OECD-Durchschnitts, so war es 1970 92 Prozent und 2000 107 Prozent. Dabei hatte es seit 1950 Neuseeland überholt, Australien, Großbritannien, Schweden, Belgien, Frankreich, Finnland und Italien. Selbst überholt wurde es lediglich von Irland. Durch die Wiedervereinigung Deutschlands lag der Wert sogar über jenem dieses Landes und der Rückstand zu allen anderen Ländern hatte sich wesentlich verringert. Österreichs Pro-Kopf Einkommen wuchs seit 1950 um 0,6 Prozent und seit 1970 um 0,4 Prozent rascher als das der 15 EU- Länder. 1950 lag es um 15 Prozent unter dem Durchschnitt der späteren 15 EU- Länder, 1970 um zwei Prozent darunter und im Jahr 2000 übertraf es dieses um zwölf Prozent. Im Vergleich zum gesamten OECD-Durchschnitt wuchs es seit 1950 um 0,9 Prozent und seit 1970 um 0,5 Prozent rascher. Dank dieses Fortschritts hat Österreich seinen Rang unter den Industriestaaten merklich verbessert. Lag es 1950 noch an 15. Stelle, so war es bis zum Jahr 2000 auf den 8. Platz aufgerückt. Die Werte für 1992 sind allerdings für die „Oststaaten“ zu relativieren, da - wie nicht oft genug betont werden kann - die Wirtschaftsleistung dieser Länder durch die Umstellung auf die Marktwirtschaft vorerst stark zurück gegangen ist. Der Vergleich mit dem letzten planwirtschaftlichen Jahr 1988 zeigt durchaus beachtliche Zuwachsraten auch bei diesen Ländern, die allerdings die deutschen oder österreichischen Werte nicht erreichten. Von 1950 bis 1988 hatte Österreich nicht nur seine Position unter den westlichen Industrieländern entscheidend verbessert, sondern auch jene zu den osteuropäischen Planwirtschaften. Am meisten sticht der Vergleich zur Tschechoslowakei hervor, die 1950 noch etwa das wirtschaftliche Niveau von Österreich hatte, bis 1988 aber auf etwa die Hälfte des BNP pro Einwohner zurück gefallen war. 24