Georg Lehner, Monika Lehner (Hrsg.): Sonderband 6. Österreich-Ungarn und der „Boxeraufstand” in China (2002)
Der „Alltag“ bei der K. U. K. Escadre
Georg Lehner - Monika Lehner Die Einstellung von Reit- und Zugthieren schien mit Rücksicht auf die örtlichen Verhältnisse geboten. Wenn auch die Gesandtschaftswache eines Trains nicht bedarf sind sind doch für die Hauswirtschaft, Kehrichtabfuhr, Materialtransporte ect. [sic!], Fuhrwerke erforderlich. Die Unterhaltung einer reitenden Escorte für den k. u. k. Gesandten ist in Ansehung des bestehenden Gebrauches nothwendig. Die vorhandenen 3 kleinen Filtrirungsgeraete reichen für den dauernden Bedarf von 200 Mann auch nicht annähernd aus. Nachdem aber aus sanitären Gründen das Wasser nebst dem Kochen auch filtrirt werden sollte erschiene die Aufstellung eines leistungsfähigen Sterilisieraggregates geboten.2285 Im „Verzeichnis der für die Gesandtschaftswache erforderlichen Inventarsgegenstände“2286 wurde unter den Rubriken „Geschütze, Waffen, Munition“, ,,Zimmer[-] und Haus-Einrichtungen“, „Spitalseinrichtung“, „Kücheneinrichtung“, „Stabs- wohnräume“, ,,Thiere[,] Stalleinrichtung und Fuhrwerke“, „Sonstiges Material“ und „Kanzleieinrichtung“ vom 9 cm Feldgeschütz bis zum Spucknapf, von Bildern Seiner Majestät bis zum Dienstsiegel alles aufgelistet. Der Bedarf war relativ schnell erhoben worden, doch einige der Dinge konnten in Ostasien nur unter Schwierigkeiten beschafft werden. Die neuen Bauten - zusätzlich zu den Verteidigungsanlagen - ließen eine Vergrößerung des Gesandtschaftsterrains dringend geboten erscheinen; und der k. u. k. Gesandte schritt umgehend zur Tat: Die Eventualität, für längere Zeit grössere Schutzwachen zu unterhalten müsste den betreffenden Gesandtschaften die Nothwendigkeit einer ziemlich bedeutenden Vergrösserung ihrer bisherigen Terrains nahelegen, um die nöthigen Unterkünfte für die Bequartierung dieser Truppen, bei Berücksichtigung der durch die hiesigen klimatischen Verhältnisse bedingten Sanitätsvorkehrungen etc., schaffen zu können. Aus diesem Grunde haben, dem Beispiel der meisten anderen Gesandtschaften folgend, auch Herr von Rosthom und ich mehrere an unsere bisherige Gesandtschaft angrenzende Terrain [sic!] occupiert, umsomehr, als durch die von der Militär- Commission beantragte Anlage eines Glacis ein grosser Theil unseres bisherigen Terrains als in das Glacis fallend, aufgegeben werden müsste. [...] Ich glaube hier ausdrücklich bemerken zu sollen, dass die [...] Grenzen vorläufig noch ganz provisorisch sind, da ich, schon wegen des Kostenpunktes für die zukünftige Instandhaltung niemals eine Ausdehnung zu befüworten vermöchte, welche das für die würdige und den klimatischen und Sanitäts Anforderungen entsprechende Unterbringung der Gesandtschaft und der ihr zugewiesenen Schutzwache nothwendige Ausmass überschreiten würde.2287 Obschon die exponierte Lage der k. u. k. Gesandtschaft im Nordosten des Gesandtschaftsviertels den Bau ausgedehnter Verteidigungsanlagen notwendig machte, bot sie auch Vorteile. So gab es kaum Probleme mit Entschädigungen für Häuser von Chinesen und auf dem ins Auge gefassten Territorium befanden sich 2285 Ebenda, No. 1 687, fol. 53, K. u. k. Landungs-Detachement an das k. u. k. Escadre-Commando in Ostasien, No. 158, Peking, 2.5.1901. 2286 KA, MS/OK 1901-X-14, No. 1 687, fol. 54r-56v, Montecuccoli an RKM/MS, Nanjing, 8.6.1901. Gleichzeitig wurde auch ein Verzeichnis der für das k. u. k. Haupt-Etappen-Commando in Tianjin notwendigen Gegenstände eingesandt (E b e n d a, fol. 58'-61 ')• 2287 HHStA, P.A. XXIX/15, fol. 188r-189v, Czikann an Gotuchowski, Bericht No. 11, Peking 3.3.1901. 583