Georg Lehner, Monika Lehner (Hrsg.): Sonderband 6. Österreich-Ungarn und der „Boxeraufstand” in China (2002)

Die „Friedensverhandlungen“ zwischen China und den Mächten - Verlauf, Abschluss und Unmittelbare Folgen

Über die Frage der Entschädigungen (3. Vorschlag Delcassé’s) wurde vorerst nicht diskutiert. Der zentrale Punkt schlechthin - und zugleich der schwierigste - war die Frage der Entschädigungen für die durch die Ereignisse des Sommers 1900 erlittenen Verluste. Man war zwar einig darüber, dass China Entschädigungen leisten sollte, doch über die Höhe und die Art der Bezahlung war die Einigung schwierig. Den Vorschlag des italienischen Vertreters Salvago Raggi - „La Chine prendra des me­sures financières dans le sens que les Puissances lui indiqueront, afin de garantir le payement des indemnités et le service des emprunts.“1934 - wollten die Vertreter Deutschlands, Österreich-Ungams, Großbritanniens und der Vereinigten Staaten mit einer positiven Empfehlung ihren Regierungen unterbreiten. Strikt dagegen waren die Vertreter Frankreichs und Russlands, während die Vertreter Belgiens und Japans Instruktionen erbitten wollten. Die Reaktion auf die Annahme der Bedingungen durch China Die Protokolle über die Annahme der „Zwölf Forderungen“ und die diesbezüglichen Edikte wurden dem Doyen am 16.1.1901 zugeleitet.1935 Nachdem der Guangxu-Kaiser Zaitian alle Forderungen prinzipiell angenommen hatte, ersuchten seine Bevollmächtigten um die Anberaumung einer Sitzung, in der die Details der einzelnen Artikel näher besprochen werden konnten und um die sofortige Einstellung aller Expeditionen ins Landesinnere.1936 „In Anbetracht der oft bewiesenen Unverlässlichkeit der chinesischen Staatsmänner“ wurde die Aufnahme der Gespräche an eine in gehöriger Form ausgefertigte Bestätigung dieser kaiserlichen Annahme-Erklärung, sowie ein authentisches, mit dem kaiserlichen Siegel versehenes Exemplar des bezüglichen kaiserlichen Edicts für jeden Vertreter der Mächte gebunden werden.1937 Zur Ausarbeitung dieser Erklärungen, die Li Hongzhang und Yikuang Prinz Qing unterzeichnen sollten, wurde ein Komitee eingerichtet, dem der k. u. k. Gesandte, der französische Gesandte Pichon und der italienische Vertreter Salvago-Raggi angehörten. Die Artikel 1, 3 und 4 sollten umgehend ausgeführt werden, für die Behandlung der übrigen Artikel ersuchten Yikuang Prinz Qing und Li Hongzhang um die Bekanntgabe eines Termins.1938 Die „Friedensverhandlungen“ zwischen China und den Mächten ... ACNP, 4e séance, 5.11.1900. HHStA, P.A. XXIX/15, fol. 32', Czikann an MdÄ, Telegramm No. 16 (687 Chiffre), Peking, 17.1.1901. Das Edikt über die Annahme der Forderungen durch den Qing-Kaiser erging am 27.12.1900/GX26/11/6 (cf: ACNP, Annexe No. 35). HHStA, P.A. XXIX/15, fol. 9', Czikann an Gotuchowski, No. 1, Peking, 9.1.1901. Ebenda, fol. 9', Czikann an Gotuchowski, No. 1, Peking, 9.1.1901. Ebenda, fol. 321, Czikann an MdÄ, Telegramm No. 16 (687 Chiffre), Peking, 17.1.1901. 501

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