Georg Lehner, Monika Lehner (Hrsg.): Sonderband 6. Österreich-Ungarn und der „Boxeraufstand” in China (2002)

Die „Friedensverhandlungen“ zwischen China und den Mächten - Verlauf, Abschluss und Unmittelbare Folgen

sehr ihren jeweiligen Regierungen an einem baldigen Frieden mit China und dem ehestmöglichen Rückzug der Truppen gelegen sei1922 *, beobachtete man einander mit großem Misstrauen. Berlin versuchte in einer Art Schaukelpolitik, ohne das gute Einvernehmen mit Großbritannien zu gefährden, auf Russland einzuwirken. Schwierig wurde dies, da der russische Außenminister Graf Lambsdorff im Herbst und Winter 1900/1901 nicht in St. Petersburg war, daher das russische Auswärtige Amt de facto gelähmt war und sich die Gerüchte über eine Konvention zwischen Russland und dem Qing-Reich bezüglich der Mandschurei verdichteten. Zusätzliche Komplikationen brachte ein Vorschlag des US-Präsidenten, der die Verhandlungen über alle Punkte, welche den Abschluss weiterer Konventionen erfordern in eine europäische Hauptstadt oder nach Washington verlegen wollte.1921 Diese Möglichkeit wurde jedoch von den europäischen Kabinetten verworfen, wenngleich Italien und Frankreich zunächst vorsichtige Sympathie signalisierten, jedoch bald zur Ablehnung übergingen.1924 Ohne daher die formelle Ablehnung durch die europäischen Kabinette abzuwarten, zog die US-Regierung ihren Vorschlag wieder zurück.1925 Die Verhandlungen mit China hätten demnach umgehend in Beijing beginnen können, doch schon schienen neue Querelen diese zu gefährden: die Auseinandersetzungen um die Bahnlinie Shanhaiguan-Niuzhuang. Die russische Seite hätte diese Bahnlinie an Graf Waldersee und dieser wiederum dieselbe an Großbritannien übergeben sollen. Die Kontroverse hatte schon im Dezember 19001926 begonnen: Russland hatte vereinbarungsgemäß1927 alle Bahnlinien dem Die „Friedensverhandlungen“ zwischen China und den Mächten ... 1922 Speziell im Deutschen Reich, wo im Sommer 1900 - wie oben erwähnt - geradezu eine Kriegshysterie entstanden war, mehrten sich mit der Länge des Verbleibs der Truppen in China kritische Stimmen. Daneben kam es zwischen dem deutschen Oberbefehlshaber, Graf Waldersee, und dem deutschen Gesandten in Beijing, von Mumm, offenbar immer wieder zu kleineren Reibereien, die im Auswärtigen Amt jedoch heruntergespielt wurden. [HHStA, P.A. XXIX/23, fol. 7', Szôgyény an Gotuchowski, No. 1 E (Vertraulich), Berlin, 2.1.1901], 1921 Ebenda, fol. 15r, Harris an Gotuchowski, F.O./No. 123, Wien, 4.1.1901. 1924 Ebenda, fol. 40', Szôgyény an MdÄ, Telegramm No. 5 (8 542, Chiffre, Vertraulich), Berlin, 6.1.1901. Ebenda, fol. 4P, Deym an MdÄ, Telegramm No. 3 (8 974, Chiffre) London, 7.1.1901. Ebenda, fol. 43', Pasetti an MdÄ, Telegramm No. 1 (250, Chiffre), Rom, 7.1.1901. Ebenda, fol. 45r-47v, Deym an Gotuchowski, No. 2 C, London, 8.1.1901. Ebenda, fol. 75, Hengeimüller an MdÄ, Telegramm No. 1 (3 652, Chiffre), Washington, 9.1.1901. Ebenda, fol. 77, Aehrenthal an MdÄ, Telegramm No. 4 (4 662, Chiffre), St. Petersburg, 10.1.1901. Ebenda, fol. 79r-80v, Pa­setti an Gotuchowski, No. 2, Rom, 10.1.1901. Ebenda, fol. 84, Szôgyény an MdÄ, Telegramm No. 13 (6 107, Chiffre, Vertraulich), Berlin, 11.1.1901. 1925 Ebenda, fol. 85'-86r, Harris an Gotuchowski, F.O./125, Wien, 11.1.1901. Dazu ferner: Ebenda, fol. 87', Deym an MdÄ, Telegramm No. 7 (6911 Chiffre), London, 12.1.1901. Ebenda, fol. 88, MdÄ an Hengeimüller, Telegramm No. 1 (Telegramm chiffriert), Wien, 13.1.1901. Abschließend: Ebenda, fol. 91'-93v. MdÄ an Aehrenthal (No. 20), Szôgyény (No. 21), Wolkenstein (No. 22), Deym (No. 23), Pasetti (No. 24), Hengelmüller (No. 25), Wien, 14.1.1901. Ebenda, fol. 151'- 158', Grubissich an Gotuchowski, No. 1, Tokio, 19.1.1901. 1926 Zur Vorgeschichte: HHStA, P.A. XX1X/22, Kinskÿ an Gotuchowski, No. 80 B, St. Petersburg, 26-/13.12.1900. 499

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